- Nach nur rund sechs Monaten im Amt tritt Claudine Gay, die Präsidentin der US-Elite-Universität Harvard, zurück.
- Gay stand seit Wochen wegen Plagiats- und Antisemitismus-Vorwürfen in der Kritik.
- Wie die Hochschulzeitung «Harvard Crimson» berichtete, wurde bereits ein vorläufiger Vertreter ernannt.
Die Entscheidung folgt Plagiatsvorwürfen sowie heftiger Kritik an einer Anhörung im US-Kongress. Bei dieser hatten sich Gay sowie die Präsidentin der University of Pennsylvania Liz Magill und die Präsidentin Massachusetts-Institut für Technologie (MIT) Sally Kornbluth gegen Vorwürfe verteidigt, nicht genug gegen Antisemitismus auf dem Campus der US-Unversität getan zu haben.
Alle drei räumten in der Anhörung antisemitische und islamophobe Vorfälle an ihren Universitäten ein. Jedoch weigerten sie sich, auf die Frage, ob der Aufruf zum Völkermord an Juden gegen den Verhaltenskodex an ihren Universitäten verstosse, mit «Ja» oder «Nein» zu antworten.
Sie gaben an, bei der Antwort müsse der Schutz der Meinungsfreiheit abgewogen werden. Gay wurde daraufhin vorgeworfen, sie habe bei der Anhörung nicht genug Position gegen Antisemitismus an der Elite-Uni bezogen.
Auslöser der Anhörung Anfang Dezember waren Hinweise auf einen erstarkenden Antisemitismus an den Universitäten nach dem Beginn des Gazakriegs.
Über 70 Kongress-Abgeordnete hatten nach der Anhörung die Vorstände der drei Universitäten aufgefordert, die Präsidentinnen zu entlassen. Magill war daraufhin bereits zurückgetreten.
Im «besten Interesse von Harvard»
Neben den Antisemitismus-Vorwürfen wurde der Harvard-Präsidentin zudem vorgeworfen, in wissenschaftlichen Arbeiten nicht immer sauber zitiert zu haben. Gay war erst seit einem halben Jahr Präsidentin an der Harvard-Universität – und dies als erste Afroamerikanerin.
«Mit schwerem Herzen, aber aus tiefer Liebe zu Harvard teile ich mit, dass ich als Präsidentin zurücktreten werde», zitierten US-Medien aus einem Brief Gays an die Universitätsgemeinschaft. Die Entscheidung sei ihr demnach nicht leicht gefallen, liege aber im «besten Interesse von Harvard».
In Harvard hatten mehrere 100 Mitglieder des Lehrkörpers eine Petition unterschrieben, in der die Universitätsverwaltung aufgefordert wurde, sich nicht dem politischen Druck zu beugen und Gay nicht zu entlassen.