- Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in einer lange erwarteten Rede unter anderem eine «signifikante» Senkung der Einkommenssteuer für die Mittelklasse angekündigt.
- Rentner mit Bezügen unter 2000 Euro sollen ab dem kommenden Jahr einen Teuerungsausgleich erhalten.
- Weiter soll die Staatsverwaltung grundlegend reformiert und dezentralisiert sowie auf stärkere Bürgerbeteiligung ausgerichtet werden.
- Der Präsident versprach, bis zum Ende seiner Amtszeit 2022 auf die Schliessung von Krankenhäusern und Schulen in der Provinz zu verzichten.
- Diese Versprechen sind die politische Antwort Macrons auf die Massenproteste der Gelbwesten und sollen das soziale Klima beruhigen.
Die versprochene Senkung der Einkommenssteuer beläuft sich auf ein Volumen von etwa fünf Milliarden Euro und soll laut Macron «jenen zugutekommen, die arbeiten.» Finanzieren will sie der Staatspräsident durch das Stopfen von Steuerlöchern für Unternehmen und niedrigere Staatsausgaben.
Eine Wiedereinführung der Vermögensteuer lehnt Macron weiterhin ab. Diese war mit dem Haushaltsgesetz 2018 abgeschafft worden, was dem Ex-Investmentbanker den Ruf einbrachte, ein «Präsident der Reichen» zu sein.
«Wir müssen mehr arbeiten»
Gleichzeitig appellierte Macron an seine Landsleute: «Wir müssen mehr arbeiten [...] In Frankreich wird deutlich weniger gearbeitet als in seinen Nachbarstaaten.» Darüber müsse es eine Debatte geben. Der Renteneintritt solle jedoch weiter nicht später als im Alter von 62 Jahren erfolgen.
An seinen Reformen der Arbeitslosenversicherung und des
Rentensystems werde er grundsätzlich festhalten. «Ich glaube, dass die Umwandlung unseres Landes nicht gestoppt werden darf», so Macron.
Volksbefragungen ja, aber nicht wie in der Schweiz
Bereits im Mai will Macron eine Verwaltungsreform vorlegen, die neben einer Dezentralisierung tiefere Hürden für Volksbefragungen beinhalten soll. Mit einer Million Unterschriften sollen Petitionen an das Parlament möglich sein. Bindende Referenden nach Schweizer Modell, wie sie die Gelbwesten fordern, soll es jedoch weiterhin nicht geben, da solche die repräsentative Demokratie in Frage stellten.
Das Ende der Kaderschmiede ENA?
Als weitere Konsequenz aus dem Dialog mit den Bürgern will Macron die Kaderschmiede École Nationale d'Administration ENA schliessen. «Nicht um des Schliessens willen, sondern um etwas besser funktionierendes zu schaffen», sagte er in seiner Ansprache. Beamtenposten sollten für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich werden.
Macron selbst und mehrere Spitzenvertreter der Mitte-Regierung wie Premierminister Édouard Philippe sowie Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sind ENA-Absolventen. In der öffentlichen Meinung ist immer wieder zu hören, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete ENA bürgerferne Technokraten hervorbringe.