Worum geht es? Neuseeland ermöglicht es Touristinnen und Touristen, künftig bis zu drei Monate im Land zu arbeiten, ohne ein Arbeitsvisum beantragen zu müssen. Unter bestimmten Bedingungen kann die Frist auf neun Monate verlängert werden. Dann muss jedoch womöglich mit der Kontaktaufnahme durch die Steuerbehörde gerechnet werden.
Neuseeländische Medienmitteilung zu den neuen Regelungen
Wer soll damit angelockt werden? Die neuseeländische Regierung hofft in erster Linie auf wohlhabende und gut ausgebildete Touristen aus den USA und Asien, aber auch aus Europa. Die Menschen müssen für ausländische Firmen arbeiten. Sie dürfen nicht bei einem neuseeländischen Unternehmen angestellt sein, um nicht in Konkurrenz zu den lokalen Arbeitskräften zu stehen.
Was erhofft sich das Land von den digitalen Nomaden? «Digitale Nomaden im IT-Bereich sind in vielen Fällen relativ gut bezahlt», sagt SRF-Ozeanienkorrespondent Urs Wälterlin. Wenn sie in Neuseeland Geld ausgeben für Unterkunft, Essen und touristische Aktivitäten, kurbeln sie die Wirtschaft an – und dies stärker als Touristen, die nach wenigen Wochen wieder heimfliegen.
Warum bietet Neuseeland diese Möglichkeit? Neuseeland spürt noch immer die wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie mit ihren harten Lockdowns. Die Preise und Lebenshaltungskosten sind extrem gestiegen, die wichtige Tourismusindustrie erholt sich noch immer von den eingebrochenen Besucherinnen- und Besucherzahlen. «Da sind Leute, die lange im Land bleiben und Geld ausgeben, mehr als willkommen», sagt Urs Wälterlin.
Könnte die neue Regelung zu Übertourismus führen? Zwar gibt es an manchen Orten während der Hochsaison sehr viele Touristinnen und Touristen. Der Zugang zu vielen Touristenattraktionen ist jedoch gut geregelt. Deshalb rechnet Wälterlin nicht damit, dass die digitalen Nomaden massgeblich zu «Overtourism» beitragen würden.
Welche Risiken bestehen für Neuseeland? Einige Kritikerinnen und Kritiker befürchten, dass die Menschen plötzlich in Neuseeland bleiben und der dortigen Bevölkerung die Arbeitsplätze wegnehmen. Wälterlin spekuliert, dass Neuseeland tatsächlich interessiert sein könnte an hochwertigem IT-Fachpersonal: «Das kann durchaus ein stiller Hintergedanke sein, dass man Topleute anlockt, die dann bleiben und mit ihrem Wissen zur Entwicklung des Landes beitragen.» Die Chancen der Regelung seien für das Land deutlich grösser als die Risiken.
Werden die digitalen Nomaden kommen? Da die Internetnomaden nun offiziell arbeiten dürfen, wird das Land attraktiver. «Bisher durfte man in Neuseeland als Tourist theoretisch nicht einmal seine geschäftlichen E-Mails checken, ohne ein Arbeitsvisum zu haben», sagt der Ozeanienkorrespondent. Auch zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern, dass solche Programme durchaus erfolgreich sein können, weil sie indirekt die lokale Wirtschaft ankurbeln.