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Thailand: Hochburg des digitalen Nomadentums
Aus Echo der Zeit vom 02.09.2024. Bild: SRF/Martin Aldrovandi
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Die Welt als Büro Thailand will mit neuem Visum mehr digitale Nomaden anziehen

Arbeitsort nach Mass: Das neue Arbeitsvisum Thailands garantiert bis zu 180 Tage pro Jahr am Stück während fünf Jahren.

Sineeporn Phantawong spricht mit gesenkter Stimme. Die Chefin des «One Workspace» entschuldigt sich auch gleich bei ihren Kundinnen für die Störung. Diese sitzen mit aufgesetzten Kopfhörern konzentriert vor ihren Computern und scheinen die kleine Führung gar nicht mitzubekommen.

Die Kundschaft sei sehr international, schwärmt Sineeporn. Vor drei Jahren hat die Anwältin zusammen mit Bekannten den «One Workspace» eröffnet. Auf zwei Etagen gibt es rund 50 individuelle Arbeitsplätze, Sitzungszimmer und kleine Rückzugskabinen.

Nadia.
Legende: «One Workspace»-Chefin Sineeporn Phantawong freut sich über die Nachfrage und hat bereits eine Filiale eröffnet. SRF/Martin Aldrovandi

Digitale Nomaden sind hier hochwillkommen, sagt Sughrit Kraseirsook von der Handelskammer in Chiang Mai. In den frühen 2010-Jahren seien die ersten digitalen Nomaden nach Chiang Mai gekommen.

«Die digitalen Nomaden haben eine höhere Kaufkraft als die lokale Bevölkerung, die in der lokalen Währung verdient», erklärt Sughrit. Die Viertel, in denen die Nomaden leben und arbeiten, spürten dies.

Sughrit Kraseirsook
Legende: Sughrit Kraseirsook von der Handelskammer in Chiang Mai: «Digitale Nomaden sind hier willkommen.» SRF/Martin Aldrovandi

Kritik an den Nomaden gebe es in Chiang Mai dagegen so gut wie keine. Chiang Mai verstehe sich ohnehin als Touristenort, sagt Professor Daniel Schlagwein, Experte für digitale Nomaden an der Universität Sydney.

Digitale Nomaden – beliebt, da kaufkräftig

Schlagwein beschäftigt sich mit dem Einfluss digitaler Nomaden auf die lokale Bevölkerung. Von all den Besucherinnen und Besuchern, sagt er, gehörten die digitalen Nomaden in Thailand zu den beliebtesten.

Destination Thailand Visa (DTV)

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Die digitalen Nomaden können dank dem neuen Visum legal ihrer Arbeit nachgehen. Zugleich dürfen sie anstelle von 30 oder 60 Tagen am Stück bis zu 180 Tage im Jahr bleiben. Das Visum ist fünf Jahre gültig. Um nur zahlungskräftige Nomaden anzulocken, müssen diese ein Bankguthaben von umgerechnet gut 12'000 Franken vorweisen können.

Die digitalen Nomaden blieben in der Regel länger und würden mehr Geld ausgeben als gewöhnliche Touristen. Ausserdem würden sie nicht vorab Touren und Hotels bei internationalen Anbietern, sondern lokale Unterkünfte buchen. Genaue Zahlen, wie viele digitale Nomaden nach Chiang Mai kämen, habe man nicht, sagen sowohl Schlagwein als auch die Handelskammer. Denn bislang kamen diese als Touristen ins Land.

Digitale Nomadin,
Legende: So bequem wie möglich: Digitale Nomadinnen und Nomaden suchen sich den Arbeitsort zum Job genau aus. Imago/IMAGO/Pond5 Images

Das soll sich jetzt ändern. Im Juli lancierten die thailändischen Behörden ein neues Visum für digitale Nomaden. Bei der staatlichen Tourismusbehörde Thailands in Bangkok verspreche man sich viel davon, erklärt Regional-Direktorin Titiporn Manenate.

Titiporn Manenate
Legende: Titiporn Manenate von der staatlichen Tourismusbehörde hofft, dass dank dem neuen Visum mehr digitale Nomaden kommen. SRF/Martin Aldrovandi

Die digitalen Nomaden würden nicht nur länger im Land bleiben als gewöhnliche Touristen, erklärt sie, sondern sie kämen auch in der Nebensaison, also auch in der Regenzeit.

Ich liebe Chiang Mai! Es ist eine Stadt, in der ich bereit bin, länger zu bleiben – sicher mehrere Monate im Jahr.
Autor: Nadia Digitale Nomadin aus Russland in Chiang Mai

Im gemütlich eingerichteten Café im Gemeinschaftsraum sitzt Nadia. Sie ist 30 Jahre alt und stammt aus Russland. Nadia arbeitet im Finanzsektor in Dubai. Dort verbringt sie so wenig Zeit wie möglich. Dubai möge sie gar nicht, sagt sie. Alles sei so künstlich dort. Das Leben sei ausserdem sehr teuer.

Nadia
Legende: Nadia – als digitale Nomadin ist sie flexibel. Die Smogzeit im Frühling in Chiang Mai versucht sie mit Reisen zu überbrücken. SRF/Martin Aldrovandi

Sie habe nach den beliebtesten Städten für digitale Nomaden gegoogelt. «Wo es sich am besten lebt, wo es günstig ist und wo die Internetverbindung schnell ist, Chiang Mai war auf Platz eins.» Sie sei nicht enttäuscht worden, sagt Nadia. Die Natur, die Berge rundherum – ihr gefalle es hier sehr. Ausserdem profitiert sie von der Zeitzone. Sie möge früh am Morgen nicht arbeiten, sagt Nadia. Ihr Arbeitstag beginnt erst am Nachmittag.

Schild.
Legende: Viele «Co-Working Spaces» in Chiang Mai haben rund um die Uhr geöffnet. SRF/Martin Aldrovandi

«Ich liebe Chiang Mai! Es ist eine Stadt, in der ich bereit bin, länger zu bleiben – sicher mehrere Monate im Jahr», sagt Nadia. Mit einer Ausnahme: In der Smog-Zeit im März sei es ziemlich eklig. Dann nämlich, wenn die Bauern in der Region ihre Felder abbrennen, und die Luftverschmutzung stark ansteigt. Sie versuche dann, auf Reisen zu gehen. Als digitale Nomadin ist sie flexibel.

Echo der Zeit, 02.09.2024, 18:00 Uhr

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