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Atemwegserkrankungen WHO besorgt: Häufung von Lungenentzündungen bei Kindern in China

  • Die Welt­gesundheits­organisation (WHO) bittet die chinesischen Behörden um weitere Informationen zu einer Häufung von Lungenentzündungen bei Kindern im Norden des Landes.
  • Medien berichteten im Vorfeld von einer Zunahme von Lungenentzündungen mit unklarer Ursache unter Kindern in Nordchina.
  • Laut WHO ist bisher unklar, ob diese unklaren Fälle mit dem allgemeinen Anstieg von Atemwegserkrankungen – etwa Corona oder dem Grippevirus – zusammenhängen.
  • Vor rund einer Woche begründeten die chinesischen Behörden eine Zunahme der Atemwegserkrankungen mit der Aufhebung der Corona-Massnahmen und mit der Verbreitung bekannter Krankheitserreger.

Die WHO hat China aufgefordert, zusätzliche Informationen über die Erkrankungen und ihre Ausbreitung sowie Laborergebnisse zur Verfügung zu stellen, hiess es in einer Mitteilung der WHO. Es sei eine «Routinekontrolle», teilte das WHO-Büro in China mit.

Ausserdem hat die WHO Chinas Bevölkerung konkret angerufen, sich impfen zu lassen, sich von Erkrankten fernzuhalten und bei Symptomen zu Hause zu bleiben. Dies hiess es in einer in sozialen Medien veröffentlichten Erklärung der UNO-Gesundheitsbehörde. Laut WHO haben in China seit Mitte Oktober Fälle «grippeähnlicher Erkrankungen» im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen.

Am 21. November berichteten örtliche Medien und die Gesundheitsbehörde Promed von einer Häufung von Lungenentzündungen mit unklarer Ursache bei Kindern in Nordchina. Es ist gemäss WHO allerdings unklar, ob diese mit der allgemeinen Zunahme von Atemwegsinfektionen zusammenhängen, oder ob es sich um separate Ereignisse handle.

Wie die britische Tageszeitung «Telegraph» berichtet, war es Promed, die Ende Dezember 2019 beim unbekannten Virus – später bekannt unter dem Namen Sars-Cov-2, also dem Coronavirus – Alarm schlugen und damit die Aufmerksamkeit vieler Ärztinnen, Wissenschaftler und der WHO bekommen hatte.

Infektionswelle im Oktober angerollt

Nun hat sich am Morgen das chinesische Aussenministerium an einer Medienkonferenz dazu geäussert. Gemäss dem China-Korrespondenten Samuel Emch habe die Sprecherin keine Fragen zur aktuellen Situation beantworten wollen und auf die zuständige Behörde – das Gesundheitsministerium – verwiesen. Dieses habe sich bis anhin weder zur WHO-Anfrage noch zur Häufung der Lungenentzündungen bei Kindern geäussert.

Kind mit Respirator
Legende: Die Atemwegserkrankungen werden vor allem bei Kindern diagnostiziert. REUTERS/Archiv/Jason Lee

Bereits Anfang November haben verschiedene Behördenvertreter und Ärzte Empfehlungen herausgegeben: Grippe-Impfung machen, Hygienemassnahmen beachten, gesund essen und viel schlafen. Wie die WHO schrieb, sei die Infektionswelle im Oktober im Norden Chinas angerollt.

Ein Bezug zu Covid wird kaum gemacht.
Autor: Samuel Emch China-Korrespondent

Daraufhin haben die chinesischen Gesundheitsbehörden informiert: Es sei eine Kumulation von Grippeviren, RSV und Covid. Hinzukämen noch Pneumokokken, ein bakterieller Infekt. Dies habe dazu geführt, so Emch, dass die Kinderspitäler und Kinderabteilungen zum Teil überfüllt seien und es zu Wartezeiten komme. Auch in anderen Ländern wie Deutschland, Grossbritannien oder den USA hatte es nach der Aufhebung der Coronamassnahmen besonders starke Wellen von Erkältungskrankheiten gegeben.

Wie der China-Korrespondent weiter mitteilt, sei es in der chinesischen Bevölkerung «kein sehr grosses Thema». Auch der Bezug zu Covid werde kaum gemacht. In den sozialen Medien gebe es nicht übermässig viele Einträge dazu. Wichtig hinzuweisen sei jedoch, dass man nicht wisse, was der chinesischen Zensur alles zum Opfer falle.

WHO kritisiert Chinas Informationspolitik

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Zu Beginn der Coronapandemie kritisierte die WHO China, das Land liefere zu wenig verlässliche Informationen. China hat diese Kritik jeweils gekontert. Laut dem China-Korrespondenten Emch wird es interessant sein, zu beobachten, wie China respektive ihr Gesundheitsministerium reagieren wird.

China sei grundsätzlich immer vorsichtiger geworden, Informationen herauszugeben, sagt Emch. Wie es nun in diesem aktuellen Fall aussehen werde, das werden die nächsten Tage zeigen.

SRF 4 News, 23.11.2023, 2 Uhr ; 

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