- Nach monatelanger Funkstille verhandelten Nordkorea und die USA erstmals wieder über atomare Abrüstung in dem ostasiatischen Land.
- Doch die beiden Parteien zogen eine höchst unterschiedliche Bilanz der ersten Gespräche im schwedischen Stockholm.
- Nordkoreas Chef-Unterhändler spricht von gescheiterten Gesprächen und will vorerst nicht weiter verhandeln, während Washington ein positives Fazit zieht.
Nach dem etwa acht Stunden dauernden Meinungsaustausch in Stockholm sprach der Unterhändler Pjöngjangs von einer gescheiterten Verhandlungsrunde. Nordkorea schliesst weitere Verhandlungen mit den USA über sein Atomwaffenprogramm vorerst aus.
Einen Tag nach Beendigung der Arbeitsgespräche zwischen beiden Seiten warf das Aussenministerium in Pjöngjang den USA eine «feindselige Politik» vor. Nordkorea wolle nicht weiter verhandeln, solange die USA keine «praktischen Massnahmen» ergriffen, um sich von ihrer feindseligen Politik zurückzuziehen.
Washington ist da anderer Meinung: Das US-Aussenministerium erklärte, gute Gespräche mit Nordkorea geführt zu haben und wollte in zwei Wochen weiterverhandeln. Man werde die schwedische Einladung zu einer neuen Verhandlungsrunde in zwei Wochen annehmen, hiess es nach den Gesprächen von den USA.
Entschlossenheit und Ausdauer vonnöten
Für das State Department ist klar, dass nicht an einem Tag «70 Jahre Krieg und Feindseligkeit auf der koreanischen Halbinsel» beseitigt werden können, wie es am Samstag in Washington hiess. Um eine Lösung für die «gewichtigen Themen» zu finden, bräuchten beide Seiten Entschlossenheit und Ausdauer.
Wir sind enttäuscht von den USA
Nordkoreas Unterhändler Kim Myong Gil hingegen liess vor Journalisten in Stockholm kein gutes Haar an der Gesprächsrunde. «Wir sind enttäuscht von den USA», erklärte er nach Angaben der schwedischen Zeitung «Dagens Nyheter». «Die Verhandlungen haben unsere Erwartungen nicht erfüllt und wurden deshalb abgebrochen», sagte der Nordkoreaner dem Bericht zufolge. Nun liege es an Washington, den Dialog wieder aufzunehmen, forderte er.
Dort erklärte das Ministerium lediglich, die Bemerkungen der Nordkoreaner deckten sich nicht «mit dem Inhalt und dem Geist der Gespräche».
Erste Verhandlungen nach Gipfel in Hanoi
Es waren die ersten Verhandlungen seit einem Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Machthaber Kim Jong Un im Februar in Vietnam, das an der Frage der atomaren Abrüstung gescheitert war. Trump und Kim hatten die neuen Verhandlungen auf Arbeitsebene Ende Juni bei einem Treffen an der innerkoreanischen Grenze vereinbart.
Experte: Pjöngjang wartete auf US-Zugeständnisse
Dem renommierten Nordkorea-Experten Ankit Panda zufolge deutete der schnelle Abbruch der Verhandlungen in Schweden darauf hin, dass Nordkorea vergeblich Zugeständnisse der USA bei der Aufhebung von Sanktionen erwartet habe. Damit stünden die Zeichen wieder auf Eskalation, warnte er auf Twitter. «Erwarten Sie mehr Raketen-Tests.»
Nordkorea hatte zuletzt mehrere Kurz- und Mittelstreckenraketen getestet. Erst am Mittwoch testete das Land nach eigenen Angaben eine neuartige ballistische Rakete vom Typ Pukguksong-3, die von einem U-Boot abgefeuert worden sein soll. Das wäre ein bedeutender Fortschritt für Nordkoreas Waffenprogramm.
Das US-Militär bestritt indes, dass die Rakete von einem Unterseeboot gestartet wurde.