Nordkorea hat laut der UNO-Atomaufsichtsbehörde IAEA die umstrittene Atomanlage Yongbyon wieder in Betrieb genommen. Mit fünf Megawatt ist der Reaktor zwar klein, kann aber Plutonium zum Bau von Atombomben liefern.
Die Wiederinbetriebnahme bedeute erst einmal nur, dass Nordkorea nun wieder Plutonium produzieren könne, erklärt der freie Journalist und Nordkorea-Kenner Martin Fritz. Der Reaktor liefere zudem Plutonium für nur eine Atombombe pro Jahr und damit nicht besonders viel.
«Show-Effekt» mit Signal an die USA
«Wir sollten diese Reaktoranlage vor allem als eine Schaubühne für das Atomtheater von Nordkorea verstehen», betont Fritz. Für alle Satelliten-Augen sichtbar, sei diese Anlage jetzt wieder in Betrieb. Um diesen «Show-Effekt» gehe es.
Das Signal richtet sich laut Fritz in erster Linie an die USA, welche an den Sanktionen gegen Nordkorea festhalten. Zwar wollten Führer Kim Jong-un und der frühere US-Präsident Donald Trump vor zwei Jahren in der vietnamesischem Hauptstadt Hanoi einen grossen Atomdeal aushandeln, sie scheiterten aber.
Wir sollten diese Reaktoranlage vor allem als eine Schaubühne für das Atomtheater von Nordkorea verstehen.
Kim hatte damals angeboten, diese Atomanlage komplett stillzulegen, wenn die USA ihre Wirtschaftsblockade aufgeben. Trump ging darauf nicht ein, weil der Grossteil des nordkoreanischen Atomprogramms, vor allem die Urananreicherungsanlagen, anderswo unterirdisch versteckt sind. Nordkorea könnte also auch ohne Yongbyon weiterhin Atombomben bauen.
Nordkorea könnte auch ohne Yongbyon weiterhin Atombomben bauen.
Der neue US-Sondergesandte für Nordkorea, Sung Kim, sagte kürzlich, man sei zu Gesprächen ohne Vorbedingungen mit Nordkorea bereit. Doch Nordkorea verlangt zuvor eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen.
China und Südkorea machen Druck
Auch Nordkoreas enger Verbündeter China vertritt diese Haltung. Ebenso Südkoreas Präsident Moon Jae-in, der die Wirtschaftskontakte zum Norden an sich gerne wieder ausbauen möchte. Wegen der UNO-Sanktionen kann er das aber nicht. Nordkorea hofft daher, dass die USA vor Verhandlungen einlenken werden.
Die US-Sanktionen gegen Nordkorea bestehen bereits seit 2006. Dass gerade jetzt der Druck auf die Sanktionen steigt, hängt laut Fritz auch damit zusammen, dass sich die Wirtschaftslage Nordkoreas dramatisch verschlechtert hat.
Das Kim-Regime durchlebt gerade eine Phase der Schwäche.
Aus Angst vor dem Coronavirus hält das Land seit anderthalb Jahren die Grenzen hermetisch geschlossen. Dadurch gibt es fast keinen Aussenhandel mehr. Gleichzeitig haben mehrere Naturkatastrophen den Nahrungsmangel vor allem ausserhalb der Hauptstadt Pjöngjang verschärft. «Das Kim-Regime durchlebt gerade eine Phase der Schwäche, sodass die Aufhebung der Sanktionen am wichtigsten geworden ist», so Fritz.