Die Tat: Ein Auto ist am Freitagabend kurz nach 19 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt im ostdeutschen Magdeburg in eine Menschenmenge gerast. Bei der Tat kamen laut Polizei vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren sowie ein 9-jähriges Kind ums Leben. «Wir haben fünf Menschenleben zu beklagen und 200 Verletzte, davon viele schwerst und schwer verletzt», sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Tatort.
Der Todesfahrer wurde unmittelbar nach der Tat von Polizisten überwältigt. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg beantragte einen Haftbefehl gegen den 50-jährigen Verdächtigen. Ihm wird fünffacher Mord, mehrfacher versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, teilte die Polizei am Sonntagmorgen mit. Er war zuvor einem Haftrichter vorgeführt worden.
Der Täter: Der Festgenommene ist ein Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. Das Motiv bleibt unklar. Möglicherweise war es Unzufriedenheit mit dem Umgang von Flüchtlingen aus Saudi-Arabien in Deutschland, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. In sozialen Netzwerken präsentierte sich der Mann als vehementer Kritiker des Islams und des repressiven Machtapparats in Saudi-Arabien.
-
Bild 1 von 7. Das Standbild aus einem Video zeigt Polizisten bei der Festnahme des Täters am Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Der Mann ist als islamkritischer Aktivist bekannt und bezeichnet sich selbst als Ex-Muslim. Bildquelle: Keystone / DPA / TNN / Privat.
-
Bild 2 von 7. Laut Medienberichten soll der festgenommene Autolenker rund 400 Meter über den Weihnachtsmarkt gefahren sein. Bildquelle: Heiko Rebsch/dpa.
-
Bild 3 von 7. Mindestens 200 Menschen wurden verletzt, darunter Dutzende Schwerstverletzte. Sie wurden vor Ort versorgt, etwa vor Marktbuden, und nach und nach in Spitäler gebracht. Bildquelle: Keystone / DPA / Heiko Rebsch.
-
Bild 4 von 7. Das Auto, mit dem der Täter in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren ist. Bildquelle: Keystone / DPA / Hendrik Schmidt.
-
Bild 5 von 7. Zahlreiche Rettungskräfte waren auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Einsatz. Bildquelle: KEYSTONE/DPA/Dörthe Hein.
-
Bild 6 von 7. Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, spricht auf einer Pressekonferenz zum Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Bildquelle: Keystone / DPA / Hendrik Schmidt.
-
Bild 7 von 7. Kanzler Olaf Scholz kündigte am Tatort harte Konsequenzen an und appellierte an den Zusammenhalt im Land. Bildquelle: Keystone/EPA/Filip Singer.
Er soll in der saudischen Exil-Community eine prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling. Er soll auch Sympathien für die AfD gezeigt und vor einer Islamisierung Deutschlands gewarnt haben.
Frühere Anschlagsdrohung: Der Magdeburg-Attentäter hat offenbar bereits 2013 mit einer terroristischen Tat gedroht. Hintergrund ist nach Angaben des Innenministeriums von Mecklenburg-Vorpommern ein Streit mit der Ärztekammer des Landes. Im Zuge seiner Facharztausbildung habe es wohl Streitigkeiten über die Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. Daraufhin habe er Handlungen angedroht, die international Beachtung finden würden und auf den Anschlag von Boston vom April 2013 verwiesen.
Im Zuge einer Wohnungsdurchsuchung seien jedoch keine Hinweise auf eine reelle Anschlagsvorbereitung gefunden worden, ebenso keine islamistischen Bezüge. 2014 soll der Mann in Stralsund um Hilfe für seinen Lebensunterhalt gebeten haben und erneut mit einer Tat gedroht haben, an die man sich erinnern werde. Daraufhin habe es eine sogenannte Gefährderansprache durch die Polizei gegeben.
Täter nutzte Rettungsgasse: Der Täter soll mit seinem Wagen über einen Flucht- und Rettungsweg auf den Weihnachtsmarkt gelangt sein. Dieser war nach Angaben der Stadt nicht durch Sperren oder Poller geschützt. Notarzt und Feuerwehr sollten so bei Unfällen oder anderen Einsätzen auf den Platz gelangen können, sagte Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt. Dort seien mobile Einsatzkräfte der Polizei stationiert gewesen. Das Konzept habe sich «über lange Jahre bewährt».
Die Reaktionen: Bundeskanzler Olaf Scholz hat die tödliche Attacke als «furchtbare, wahnsinnige Tat» bezeichnet. Es gebe keinen friedlicheren und fröhlicheren Ort als einen Weihnachtsmarkt, sagte Scholz am Tatort in Magdeburg.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X, er sei zutiefst schockiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete die Tat als «brutal und feige». Und Bundespräsidentin Viola Amherd schrieb auf X, ihre Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.