- Österreich geriet zuletzt wegen des Corona-Hotspots in St. Wolfgang in die Schlagzeilen. Dort wurden bisher 68 positive Fälle gemeldet.
- Auch das Reisen in und aus dem Balkan erachtet die Regierung in Wien als starkes Risiko-Kriterium in Bezug auf neue Corona-Infektionen.
- Nun hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober Details zu einer Corona-Ampel präsentiert, die einzelne Bezirke in vier Risikostufen unterteilt.
In der Alpenrepublik leben 530'000 Menschen mit familiären Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Viele besuchen im Sommer jeweils Verwandte in der alten Heimat. Ihrer Reisetätigkeit gilt die erhöhte Sorge der Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Entsprechend hat Österreich nicht nur die höchste Reisewarnung für die Region ausgesprochen, sondern verlangt verpflichtend einen negativen PCR-Test für Rückkehrer.
Um das Reisegeschehen besser im Griff zu haben, soll eine Corona-Ampel auf Bezirksebene für Transparenz sorgen. Ab August wird sie getestet. Das System fusst auf mehr Kriterien als die herkömmlichen Analyse-Methoden.
Ein «Lawinen-Bulletin» für Corona
Im Gegensatz zu Deutschland, wo allein die Infektionszahlen eine Rolle bei der Einschätzung der Gefahr spielen, sollen in Österreich laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) vier Kriterien zurate gezogen werden: die Infektionszahlen im jeweiligen Bezirk, die Klinikkapazitäten, das Verhältnis der positiven zu allen Coronatests sowie die Frage, ob alle Infektionscluster zurückverfolgt werden konnten.
Je nach Ergebnis soll die Ampel dann nach dem Vorbild der Lawinenwarnstufen auf Grün, Gelb, Orange oder Rot schalten. Unklar ist noch, welche Massnahmen auf welcher Stufe ergriffen werden sollen. Es gebe nun einfach eine Ampel, von der man nichts wisse, ausser dass sie vier Farben habe, monierte die oppositionelle SPÖ bereits. Wien, das von der SPÖ regiert wird und wo im Herbst Wahlen anstehen, hat angekündigt, bei dieser Corona-Ampel nicht mitmachen zu wollen.
Aktuell sind vor allem die Hauptstadt Wien und Oberösterreich von der Zunahme der Fälle betroffen. Rund 1000 der 1600 Menschen, die derzeit mit dem Coronavirus infiziert sind, leben in diesen beiden Bundesländern. In Tirol gibt es nur 50 aktive Fälle, in Kärnten gerade einmal zwölf (Stand 28.7.).
Von Krisenzustand weit entfernt
Wird das ursprüngliche Ziel der Coronabekämpfung zum Massstab genommen, nämlich eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, ist Österreich noch weit von einem Krisenzustand entfernt.
Derzeit liegen landesweit 74 Menschen mit Corona im Spital, davon 20 auf der Intensivstation. Die Kapazität beträgt 10'662 Normal- und 785 Intensivbetten.