- Das Personal der Schweizer Botschaft im Sudan und weitere im Land permanent angemeldete Auslandschweizer müssen im Land ausharren. Es handelt sich um insgesamt rund hundert Personen.
- Das Aussendepartement (EDA) hatte in den letzten Tagen Möglichkeiten geprüft, wie die Schweizerinnen und Schweizer in Sudan hätten ausgeflogen werden können.
- Die Lage im Land lasse eine organisierte Ausreise momentan jedoch nicht zu, heisst es nun von den zuständigen Stellen im EDA.
«Die Kämpfe dauern an», sagte Serge Bavaud, Chef des Krisenmanagements im EDA in Bern. Anzeichen für Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien über ein Ende der Gefechte gebe es trotz internationalen Drucks keine.
In einem Hintergrundgespräch mit Journalisten sprach Bavaud von einer unvorhersehbaren und gefährlichen Lage. Erschwert werde die Situation für die Schweizer Botschaft dadurch, dass sich ihr Sitz in einem umkämpften Teil der sudanesischen Hauptstadt Khartum befinde. Die Mitarbeitenden sässen zum Teil in der Botschaft fest. Teilweise könnten sie ihre Wohnungen nicht verlassen und arbeiteten von dort aus.
Die Residenz des Botschafters sei getroffen und Wohngebäude von Mitarbeitenden beschädigt worden, erläuterte Bavaud. Derzeit sind sieben Schweizer Diplomatinnen und Diplomaten im Sudan stationiert. Hinzu kommen fünf Begleitpersonen und zwei Schweizer Staatsangehörige, die vom Verteidigungsdepartement entsandt wurden und in Khartum für eine UNO-Mission arbeiten. Ausserdem beschäftigt die Schweizer Botschaft rund 50 Einheimische, davon 30 Wachleute.
Schwierigere Situation als in Afghanistan
Bavaud berichtete von einer schwierigen humanitären Situation in Khartum. Es komme zu Plünderungen und die Versorgung sei problematisch. Zudem sei es nicht einfach, verlässliche Informationen zur Sicherheitslage zu erhalten. Die militärische Lage sei unübersichtlich.
Insgesamt gestaltet sich das Krisenmanagement laut dem Diplomaten schwieriger als bei der Machtübernahme der afghanischen Taliban in Kabul im Jahr 2021. Denn in Kabul habe es bereits eine internationale Militärpräsenz gegeben. In den Sudan hingegen könne die Staatengemeinschaft nicht einfach Truppen entsenden, schliesslich handle es sich um einen souveränen Staat.
All dies verunmöglicht nach Einschätzung des EDA eine Evakuierung der Botschaft und eine organisierte Ausreise für Schweizerinnen und Schweizer. Derzeit gebe es keine Sicherheitsgarantien der Konfliktparteien, erklärte Bavaud dazu. Der Betrieb des Flughafens sei eingestellt. Ohnehin sei eine Evakuierung wohl nur mit militärischen Transportflugzeugen realistisch – dass Fluggesellschaften ihre Maschinen zur Verfügung stellten, sei unwahrscheinlich. Er hoffe auf einen Waffenstillstand und ein Zeitfenster für eine Evakuierung.
Bislang wenig Personen an Ausreise interessiert
Laut EDA sind rund hundert Schweizerinnen und Schweizer als im Sudan lebend registriert. Dass alle ausreisen möchten, glaubt man beim Bund nicht. Viele dieser Personen hätten ihr Leben im Sudan, einige seien schweizerisch-sudanesische Doppelbürger. Nur rund ein Dutzend Personen habe bislang Interesse an einer organisierten Ausreise bekundet, sagte Bavaud.
Ausserdem seien nicht alle Schweizerinnen und Schweizer vom Konflikt betroffen, betonte er. Informationen über verletzte Schweizerinnen und Schweizer lägen dem EDA derzeit nicht vor.