König Charles III. und Königin Camilla reisen zum ersten Mal als Regentenpaar nach Australien. Als Prinz besuchte Charles schon 16-mal den Kontinent. Am Wochenende will sich der an Krebs leidende König von der Reise erholen.
Anschliessend findet der erste Kontakt mit der Bevölkerung statt. Dabei überrascht: «Laut Umfragezahlen wissen über 60 Prozent der Bevölkerung nicht, dass König Charles auch König von Australien ist», sagt Adam Spencer, Vizepräsident der Organisation für eine Republik Australien.
Ein Staatsoberhaupt zu haben, das 18'000 Kilometer entfernt lebt und hauptsächlich die Interessen Grossbritanniens verfolgt, ist absurd.
Die Gruppe setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass Australien der parlamentarischen Monarchie den Rücken kehrt und eine Republik wird, mit einem Australier als Präsidenten, einer Präsidentin. Denn nicht nur sei Australien heute ein eigenständiges Land. Ein Staatsoberhaupt zu haben, das 18'000 Kilometer entfernt lebt und hauptsächlich die Interessen Grossbritanniens verfolge, sei absurd.
Trotzdem werde das Regentenpaar wohl freundlich empfangen, glaubt Spencer. «Ein Teil der Bevölkerung – aber nur ein kleiner – wird absolut begeistert sein, wenn der König vor dem Opernhaus in Sydney vorfährt. Dasselbe würde aber auch bei einem Besuch von Barack Obama der Fall sein, oder der amerikanischen Sängerin Taylor Swift».
Wenig politischer Appetit für Abkehr von Monarchie
1999 war es beinahe zum Ende der Monarchie in Australien gekommen. Doch eine Volksabstimmung zur Änderung der Verfassung scheiterte am Streit darüber, ob das Volk das Staatsoberhaupt wählen solle, oder das Parlament. Danach blieb es still um die Monarchie-Frage. Auch seit dem Tod von Königin Elizabeth II. vor zwei Jahren scheint wenig politischer Appetit zu bestehen, den Status Quo zu ändern. Obwohl König Charles sagt, ein solcher Entscheid sei «allein der Australiens».
Der Verband der Monarchisten in Australien glaubt, der Besuch des Königs werde dem Ansehen der Monarchie helfen. «Harte Monarchisten», machten aber nur etwa acht bis zehn Prozent der Bevölkerung aus, rechnet Adam Spencer. Ein grösseres Problem seien «Apathie und Lethargie» unter vielen Australierinnen und Australiern. «Ja, was solls. Es geht ja auch so. Man hat andere Sorgen», sei die Meinung vieler, so Spencer.
60 Prozent hätten lieber ein australisches Staatsoberhaupt
Dabei wären heute die Chancen nicht schlecht für eine Abkehr von der Monarchie. Eine Umfrage zeigt, dass 92 Prozent der Bevölkerung einer Republik offen gegenüberstehen. 60 Prozent würden ein australisches Staatsoberhaupt König Charles vorziehen. Republikbefürworter machen sich trotzdem nichts vor. Adam Spencer glaubt, das Interesse an der Republikfrage werde durch den Besuch des Königs zwar etwas ansteigen. Es sei aber «noch ein langer Weg, bis die Menschen sich mit Leidenschaft hinter die Idee stellen werden».