Die Frau in einem Heimwerkerladen südlich von Sydney hat Tränen in den Augen. Mit leicht zitternder Hand bedient sie die Kasse. «Ich kann es kaum glauben», sagt sie zum Kunden, «die Queen ist nicht mehr da. Einfach weg».
Fernsehmoderatoren gekleidet ganz in Schwarz, Direktübertragungen aus London, ohne Unterbruch. Australische Politiker teilten ihre Erlebnisse und Begegnungen mit ihrer Majestät. «Sie war sehr amüsant», erinnerte sich Ex-Premierminister Kevin Rudd.
Der frühere australische Premierminister John Howard meinte im Fernsehen, eines der grössten Anliegen der Königin sei gewesen, «das Wohlergehen und das Fortbestehen des Commonwealth zu garantieren».
Die Monarchin hatte viele der heute 54 Länder besucht, die dem Commonwealth of Nations angehören, wenn immer es ihr Gesundheitszustand zuliess.
Verschiedene Beobachter hatten im Verlauf der Jahre gemeint, der Tod der Regentin würde auch das Ende des Commonwealth bedeuten, falls sich mehr Länder von der Krone abwenden und zur Republik werden. In Australien, einem der grössten und wichtigsten Länder im Commonwealth, war es 1999 beinahe so weit gekommen.
Eine Volksabstimmung endete aber mit einem Nein zur Republik. Der Grund war weniger, dass Australien die Monarchie unbedingt beibehalten wollte. Viele Stimmende fürchteten, im Fall einer Republik einen Politiker zum Präsidenten zu haben. Die Königin dagegen galt als Garantin von Stabilität, Zuverlässigkeit und Unbestechlichkeit. «Weshalb etwas ändern, wenn es doch funktioniert?», so die rhetorische Frage der Monarchie-Befürworter damals.
Das könnte sich unter König Charles III. ändern. Kaum war das Ableben der Monarchin bekannt geworden, forderte der australische Grünen-Chef Adam Bandt über den Kurznachrichtendienst Twitter: «Wir müssen eine Republik werden».
Die Forderung so bald nach dem Tod der Monarchin wurde zwar von Kommentatoren als «respektlos» bezeichnet. Seine Aussage lässt aber vermuten, dass die Republik-Debatte in Australien eher früher als später erneut aufleben wird.
Verschiedene Auguren haben spekuliert, ein zweites Referendum zur Republikfrage könnte mit einem Ja enden. Dies nicht unbedingt, weil sich das Land seit 1999 von der Monarchie abgewendet hätte. Im Gegenteil: Australien war seither jahrelang von monarchietreuen, konservativen Regierungen geführt worden – zeitweise vom wohl begeistertsten Monarchisten: Premierminister Tony Abbott ist ein gebürtiger Brite.
Vielmehr könnte die Republik-Bewegung von der Tatsache profitieren, dass König Charles III. als Prinz nicht denselben Grad an Beliebtheit genossen hatte wie seine Mutter.
Die Kritik an Charles kommt aus unerwarteter Richtung. Am Freitag, nur Stunden nach dem Tod von Königin Elizabeth II., warnte der frühere Aussenminister Alexander Downer im australischen Fernsehen König Charles III., er solle als Monarch «nicht mehr so politisch sein» wie während seiner Zeit als Thronfolger.
Der Ex-Politiker ist nicht der einzige Australier, dem Charles‘ bisheriges Engagement in Umweltfragen ein Dorn im Auge ist. Downer ist nicht nur ein führender Konservativer, er ist auch überzeugter Monarchist.