- Nach der tödlichen Bärenattacke auf einen jungen Jogger in Norditalien geht der Streit um die Zukunft des Bärenweibchens JJ4 weiter.
- Nun hat ein Gericht in Trient entschieden, dass die Bärin weiterhin nicht getötet werden darf.
Das Gericht hat den Abschussbefehl der Provinzregierung für das Tier bis Ende Juni ausgesetzt. Das teilte das Verwaltungsgericht in einem Beschluss mit. Es gab damit den Einsprüchen verschiedener Tierschützer statt. Die Entscheidung umfasst ausserdem den Tötungsbefehl für einen weiteren «Problembären», MJ5, der nach dem Willen der Provinz ebenso erlegt werden soll.
Gefährlichkeit nicht ausreichend belegt
Die Richter begründeten ihre Entscheidung unter anderem damit, dass die von der Provinz und den Behörden unterstellte Gefährlichkeit der beiden Tiere – aber vor allem von JJ4 – nicht genug belegt sei. Es seien keine «ausreichenden Untersuchungen» in dem Zusammenhang durchgeführt worden.
Die Aussetzung des Befehls zur Tötung gilt bis Ende Juni. Bis dahin können die beteiligten Parteien zusätzliche Erklärungen, Gründe, Beweise oder Einsprüche vorbringen. Eine endgültige Entscheidung in der Sache soll es Mitte Dezember geben. Dann ist eine weitere öffentliche Anhörung vorgesehen.
Das Bärenweibchen, das auch Gaia genannt wird, hatte laut offiziellen Angaben Anfang April einen 26-jährigen Jogger an einem Forstweg in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole im Trentino angegriffen und getötet. Daraufhin erliess der Präsident der Region Trentino-Südtirol ein Dekret zur Tötung der Bärin. Nach einer Klage von Tierschützern setzte ein Gericht diese Anweisung Mitte April bereits vorerst aus. Auch ein späterer zweiter Tötungsbefehl wurde von der Justiz schnell wieder einkassiert.
JJ4, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten «Problembären» Bruno, wurde eingefangen und in ein abgesichertes Wildgehege in der Region gebracht. Tierschützer hatten Anfang Mai ein Gutachten erstellen lassen, wonach der Jogger nicht von JJ4, sondern von einem ausgewachsenen Bärenmännchen getötet worden sein soll. Dies sei etwa aus dem Abstand der Eckzähne in den Bisswunden ersichtlich.
Tierschützer erfreut
Der Tierschutzverein LAV zeigte sich zuversichtlich. «Ein neuer Sieg für LAV! Das Leben der beiden Bären ist vorerst gesichert», hiess es in einer Mitteilung des Vereins. Die Chancen für eine Umsiedlung der Bären sei nun «real und konkret». Der LAV werde sich für die Unterbringung der Tiere in einem sicheren Schutzreservat einsetzen und den Behörden einen Projektplan vorlegen. Nach eigenen Angaben will der LAV dafür die Kosten tragen. Zuletzt hatte sich ein sogenannter Gnadenhof in Niederbayern bereit erklärt, Gaia bei sich aufzunehmen.
In Italien hatte sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Viele Menschen protestierten gegen die Tötung von JJ4. Auch einige Prominente äusserten sich und forderten, dass die Bärin weiterleben darf. Tierschützer fordern immer wieder, die Bürger für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten.