Schneekanonen beschneien die Pisten des Thaiwoo-Skiresort in Chongli. Das Resort befindet sich unweit von den olympischen Austragungsstätten. Wären da nicht die vielen chinesischen Schriftzeichen, könnte man sich fast in einem europäischen Wintersportort wähnen.
Am Pistenrand stehen mehrere Essensstände. Zwei Verkäuferinnen bieten scharfe Nudeln an. Eine Spezialität aus ihrer Heimatstadt Chongqing, im Südwesten des Landes, fast 1500 Kilometer entfernt.
Sie hofften, dass sie dank der Winterspiele gutes Geld verdienen würden, sagt eine der Verkäuferinnen. Deswegen seien doch alle hier.
Grossinvestitionen in Verkehrsverbindungen
Li Yongtai ist Vize-Direktor des Thaiwoo-Resorts. Vom Wintersport, ist er überzeugt, werde die ganze Region profitieren. Während dies früher eine arme Region gewesen sei, habe man inzwischen Mühe, genügend Arbeitskräfte zu finden, sagt Li. «Die Einheimischen sind alle beschäftigt, und es kommen auch viele Leute zurück, die zuvor ausserhalb der Region gearbeitet haben.»
Geplant habe man das Resort zwar schon vor der Vergabe der Winterspiele an Peking, sagt Li. Aber die Zusage im Jahr 2015 habe nochmals vieles verändert. «Wegen der Winterspiele hat die Regierung hier kräftig in die Infrastruktur investiert. Davon profitieren wir direkt.» Li nennt die Autobahn und die neue Verbindung mit der Hochgeschwindigkeitseisenbahn.
Ohne die Olympischen Winterspiele, sagt Li Yongtai, hätte dies alles noch 20 Jahre gedauert. Im ganzen Land gibt es zwar viele Orte, an denen man skifahren kann. Moderne Wintersportresorts wie hier in Thaiwoo sind aber erst in den letzten Jahren nach und nach entstanden.
Das ist hier wie in der Schweiz. Schon fast wie auf dem Jungfraujoch, oder?
Frau Guan ist hier aufgewachsen, sie ist Anfang 30, und arbeitet im Winter als Skilehrerin. Das Leben habe sich für die Bewohnerinnen und Bewohner verbessert, sagt sie. «Im Sommer kann man hier jetzt reiten, Pfeil- und Bogenschiessen betreiben, Golf spielen und vieles mehr. Das gab es hier früher alles nicht.»
Skilehrerinnen und Skilehrer kämen jetzt auch aus anderen Landesteilen hierher. Geht es nach der chinesischen Regierung, sollen die Olympischen Spiele als Sprungbrett dienen, um längerfristig rund 300 Millionen Chinesinnen und Chinesen für den Wintersport zu begeistern.
«Wie in der Schweiz»
Doch wird die Rechnung für Thaiwoo aufgehen? Li Yongtai gibt sich zuversichtlich. Die Besucherinnen und Besucher, sagt er, könnten hier nicht nur Skifahren, sondern auch die Natur und die gute Luft geniessen. «Das ist hier wie in der Schweiz. Schon fast wie auf dem Jungfraujoch, oder?», sagt Li und schmunzelt.
Skilehrerin Guan findet dagegen, dass man einen langanhaltenden Boom natürlich nicht garantieren könne. Sie hoffe aber, dass auch nach den Winterspielen immer mehr Menschen in China skifahren würden.