Die USA verbieten das russische Virenschutzprogramm Kaspersky. Die US-Regierung befürchtet, die Software könnte für Spionage oder zum Einschleusen von Schadsoftware genutzt werden. Konkret gibt es in den USA ein Verkaufsverbot für die Software. Betroffen sind Unternehmen und Private. Kundinnen und Kunden müssen bis Ende September umsatteln. Kaspersky darf auch keine Updates mehr durchführen. SRF-Digitalredaktorin Tanja Eder erläutert die wichtigsten Fragen zum Verbot und dessen Auswirkungen für Nutzerinnen und Nutzer aus der Schweiz.
Wer nutzt Kaspersky?
Kaspersky ist eines der grössten Unternehmen für Cybersicherheit. Sie bieten nicht nur den bekannten Virenschutz für Privatpersonen, sondern auch Sicherheit für Unternehmen, Internet- und Cloudsecurity, VPN und mehr. Kaspersky betreibt ausserdem Forschung. Das Unternehmen beobachtet das Internet, die Hackergruppen und die Malware-Landschaft und veröffentlicht Berichte dazu.
Wie begründet die US-Regierung das Verbot?
Die US-Regierung hält sich zu Anhaltspunkten für konkreten Bedrohungen bedeckt. Vermutlich geht es um das zukünftige Risiko, dass Kaspersky als Firma mit Sitz in Russland jederzeit vom russischen Geheimdienst instrumentalisiert werden könnte. Entweder direkt durch Zwang oder indem sich Geheimdienstler in die Firma einschleusen.
Ist Kaspersky also keine Bedrohung für Userinnen und User?
Eher nicht, obwohl – 100 Prozent sicher ist man natürlich nie. Kaspersky tut immerhin viel für Transparenz. Sie stehen als russische Firma seit Jahren immer wieder unter Verdacht. Als Reaktion darauf lässt die Firma sich regelmässig durch Externe überprüfen. Kaspersky hat auch viele Daten auf Server in die Schweiz verschoben. In Zürich betreibt die Firma ein Transparenzzentrum, wo Interessierte ihren Quellcode anschauen können.
Was bedeutet dieses Verbot für die Schweiz?
Es sieht nicht so aus, als würde das Verbot auch in die Schweiz kommen. Das Bundesamt für Cybersicherheit (BACS) gibt keine Empfehlungen zur Verwendung von Produkten ab (siehe Box). Zu Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat sich das BACS zu Kaspersky geäussert: Es bestehe immer die Möglichkeit, dass Staaten Einfluss auf eine Software nähmen. Sie hätten aber keine Hinweise auf Missbrauch von Kaspersky in der Schweiz. Auch andere europäische Staaten verbieten Kaspersky derzeit nicht. Sie mahnen aber zur Vorsicht.
Sollte man als User die Software nicht mehr nutzen?
Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt zwar das erwähnte Risiko von Seiten des russischen Staates, auf der anderen Seite ist Kaspersky eine wirklich gute Firma. Deren Forscher und Expertinnen finden immer wieder Schwachstellen und Bedrohungen und helfen so, die Welt sicherer zu machen. Vor einigen Jahren zum Beispiel hat Kaspersky eine Hackergruppe entdeckt, hinter der die amerikanische NSA steckte. Auch Bedrohungen russischen Ursprungs können sie immer wieder abwenden. Dass Kaspersky aus Russland kommt, hat auch Vorteile. Nicht zuletzt muss man bedenken, dass auch alle anderen Sicherheitsfirmen von irgendwoher kommen. Die USA zum Beispiel könnten ebenfalls eines Tages zum Risiko werden. Die Cybersicherheitsbehörde von Frankreich (ANSSI) meint dazu, Firmen und Organisationen sollten vor allem diversifizieren: stets aufmerksam bleiben und sich von niemandem abhängig machen.