- Der Weltklimarat IPCC hat die Ergebnisse zum zweiten Teil des sechsten Sachbestandsbericht zum Thema «Klimawandel 2022: Folgen, Anpassungen und Verwundbarkeit» vorgelegt.
- Mit den Analysen warnt der Weltklimarat erneut: Wir haben bisher zu wenig gemacht.
Bisher haben wir zu wenig gemacht, um uns an die Folgen der Klima-Erwärmung anzupassen, warnt der Weltklimarat IPCC. Weil die Temperaturen weiter steigen, vervielfachen sich die Risiken.
Glutheisse und trockene Sommer, die der Landwirtschaft zusetzen, wütende Fluten, die Dörfer zerstören und Menschen töten – was viele vermuten, bestätigt der neue IPCC-Bericht: Die steigenden Temperaturen wirken sich rascher aus, ihre Auswirkungen sind heftiger und umfassender, als die Wissenschaft bisher angenommen hat.
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Ungenügende Anpassungsmassnahmen
An einige Klimafolgen haben wir uns angepasst. Zum Beispiel können gezielte Massnahmen die Sterblichkeit alter Menschen während Hitzewellen senken. Aber global gesehen sind die Anpassungsmassnahmen bisher ungenügend, so der Bericht.
Das hat oft damit zu tun, dass Menschen, Gruppen oder Länder sehr verletzlich sind: Eine lange Dürre betrifft einen Kleinbauer, der sich keine Pumpe zur Bewässerung leisten kann, viel mehr als eine grosse Farm mit viel Gerät und finanziellen Rücklagen.
Anpassung sei auch eine Frage der Ressourcen und der Gerechtigkeit, schreiben die IPCC-Forscherinnen und Forscher. Demnach lebt fast die Hälfte der Weltbevölkerung, rund 3.5 Milliarden Menschen, in Verhältnissen, in denen sie sich kaum vor den Folgen der Erderhitzung schützen kann.
Düstere Prognosen
Die Analysen zeigen: Mit jedem Zehntelgrad zusätzlicher Erwärmung werden die Folgen schlimmer. Und manche davon sind unumkehrbar. Tropische Korallenriffe werden bei einer Erwärmung von mehr als anderthalb Grad im Vergleich zum präindustriellen Zeitalter grossflächig verschwinden.
Bei plus zwei Grad wird es praktisch keine Korallenriffe mehr geben. Doch diese sind für Millionen Menschen lebenswichtig: Sie schützen ihre Küsten vor Überflutung, liefern ihnen Fische zum Essen: Klima, Anpassung, Nahrung – alles ist miteinander verbunden.
Die steigenden CO₂-Emissionen und viele unserer anderen Aktivitäten setzen das Erdsystem so unter Druck, dass die Folgen unabsehbar sein könnten, warnen die Forscher.
Ein Beispiel einer möglichen Kettenreaktion: Viele Länder setzen für den Klimaschutz auch auf die Wälder, weil diese CO₂ aus der Luft aufnehmen und speichern.
Doch Waldbrände haben regional zugenommen, mehr Bäume sterben wegen zunehmendem Stress, Pflanzenschädlinge vermehren sich und manche tropische Wälder könnten wegen der steigenden Temperaturen und der Abholzung zu Savannen werden. Der erhoffte CO₂-Speicher wäre deutlich kleiner als erhofft, die Temperaturen würden noch rascher steigen.
Dekade der Entscheidung
Noch könnten wir das Steuer herumreissen: Gelänge es, die Erwärmung bei plus anderthalb Grad zu bremsen, könnten sich Menschheit und Natur noch einigermassen mit den Folgen arrangieren.
Doch dafür muss sehr vieles sehr schnell passieren: Die CO₂-Emissionen müssten rasch sinken und wir dürften 30 bis 50 Prozent der Erdoberfläche kaum mehr oder zumindest nur noch nachhaltig nutzen.
Das aktuelle Jahrzehnt sei entscheidend: Gelinge die globale Trendwende bis 2030 nicht, seien die Folgen für Menschheit und Planeten kaum absehbar, steht im neusten IPCC-Bericht.