Arizona war ein Biotop für die grosse Wahlbetrugslüge von Donald Trump. Schon in der Wahlnacht protestierten bewaffnete Trump-Anhängerinnen und -Anhänger vor den Wahllokalen. Sie glaubten, ihre Wahlzettel würden gestohlen.
Nach dem knappen Sieg von Joe Biden in Arizona liessen lokale Abgeordnete die Wahlzettel nachzählen und mit UV-Licht durchleuchten. Monatelang. In den Medien wurde die dilettantisch anmutende Aktion einer Überprüfungsfirma namens Cyber Ninjas zur Lachnummer. Wahlbetrug konnten die Cyber Ninjas nicht nachweisen, aber sie behaupteten, über 50’000 Wahlzettel seien unter fragwürdigen Umständen abgegeben worden.
Für die Wahlverantwortlichen von Maricopa County war die Aktion ein Albtraum. Vier der fünf Mitglieder im zuständigen Aufsichtsrat sind Republikaner. Bill Gates (nicht zu verwechseln mit dem Microsoft-Gründer) ist der Vorsitzende des gewählten Gremiums. Die Integrität ihres Teams sei auf dem Spiel gestanden. Aber sie hätten auch um ihr Leben gefürchtet, sagt Gates.
Cyber-Ninja-Untersuchung wurde geprüft
Sie hätten Tausende von Morddrohungen erhalten. Denn die gemässigten Republikaner von Maricopa taten das, was viele ihrer Parteigenossen immer noch nicht wagen. Sie sagten: Trump lügt. Und um das zu beweisen, gaben sie eine Prüfung der Cyber-Ninja-Untersuchung in Auftrag.
Die US-Demokratie sei in Gefahr, sagt Bill Gates. Man dürfe nicht zulassen, dass sich die zersetzende Lüge immer weiterverbreite. Anfang Monat kam der endgültige Bericht heraus. Auf 100 Seiten zerfetzt der Aufsichtsrat die Ninja-Untersuchung.
Von den angeblich 50’000 problematischen Wahlzetteln seien bloss 100 wirklich zu beanstanden. Bei insgesamt zwei Millionen Stimmabgaben im Wahlbezirk sei das ein hervorragendes Resultat, sagt Bill Gates.
Die Zahlen der Cyber Ninjas seien kreuzfalsch gewesen, weil es ihnen an Basiswissen gefehlt habe, wie Wahlen in den USA funktionieren würden. Zum Beispiel seien die Wahlmaschinen während der Wahlnacht nachweislich nie mit dem Internet verbunden gewesen. Die Demokraten hätten die Daten gar nicht so manipulieren können, wie Donald Trump behauptet.
Trump-Anhänger wollen kandidieren
Die Gefahr sei damit aber nicht gebannt, sagt Gates. In Arizona würden dieses Jahr viele trumpistische Kandidatinnen und Kandidaten für führende politische Ämter antreten. Man müsse diese Kandidierenden beim Wort nehmen, wenn diese versprächen, 2024 das Zünglein an der Waage zu spielen, um Trump wieder ins Weisse Haus zu hieven. Und das sei für ihn einfach nur schockierend. Die Republikaner würden in vieler Hinsicht einer rechtsradikalen Partei in Europa gleichen.
Die Republikaner gleichen in vieler Hinsicht einer rechtsradikalen Partei in Europa.
Eine nationale Wahlrechtsreform, wie sie die Demokraten in Washington im Sinn haben, hält der klassische Reagan-Republikaner aber für falsch.
Man müsse den Kampf um die US-Demokratie auf lokaler Ebene in den Bundesstaaten austragen. Er werde als Vorsitzender des Aufsichtsrats von Maricopa County Stellung halten, verspricht Bill Gates. Ob die kommenden Präsidentschafts-Wahlen noch demokratisch entscheiden werden? Das könne er nicht voraussagen, sagt der Republikaner von aus Phoenix.