Noch nie wurde weltweit so viel für das Militär ausgegeben wie im vergangenen Jahr. Gemäss den Zahlen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri nahmen 2019 die Rüstungsausgaben inflationsbereinigt um satte 3.6 Prozent zu und belaufen sich inzwischen auf gut 1.9 Billionen US-Dollar – also auf mehr als 1'900 Milliarden.
Pro Kopf der Weltbevölkerung fliessen damit jährlich 249 Dollar ins Militär. Sipri-Direktor Dan Smith spricht von einem «Allzeithoch bei den Rüstungsausgaben und beim internationalen Waffenhandel».
Mit Abstand die Nummer eins sind die USA: Sie investieren in ihre Rüstung mehr als ein Drittel dessen, was alle übrigen Länder zusammen ausgeben. Zudem erhöhen sie – nach erheblichen Kürzungen Anfang der Zehnerjahre des 21. Jahrhunderts – ihren Wehretat wieder kräftig: um 5.3 Prozent allein im Jahr 2019.
Auf Platz zwei folgt China
Die Nummer zwei ist China, das seit nunmehr 25 Jahren seine Rüstungsausgaben ununterbrochen deutlich erhöht und damit gegenüber den USA aufholt. 2019 betrug das Wachstum 5.1 Prozent. Dahinter folgen Indien, Russland und Saudi-Arabien. Erst danach kommen mit Frankreich, Deutschland und Grossbritannien die ersten westeuropäischen Staaten. Seit der Krimkrise und den wachsenden Spannungen mit Russland sind freilich auch vielerorts in Europa wieder Zuwächse zu verzeichnen.
Besonders deutlich fallen sie in etlichen osteuropäischen Ländern aus – etwa in Polen oder Rumänien und in den baltischen Ländern. 2019 investierte aber auch Deutschland zehn Prozent mehr in die Rüstung. Dies, nachdem es von den USA und von der Nato-Führung unter Druck gekommen ist, weil es dem Nato-Ziel, dass jedes Land mindestens zwei Prozent seines Bruttoinlandprodukts in seine Verteidigung steckt, weit hinterherhinkt.
«Mehr Spannungen, mehr Militärausgaben»
Sipri-Chef Smith sieht die in den letzten Jahren immer stärker wachsenden Wehretats als «klares Zeichen für eine zunehmend unsichere Welt mit mehr bewaffneten Konflikten, mehr Spannungen, mehr Militärausgaben und mehr Waffen».
Dazu kommen einerseits die Rückkehr der alten Konfrontation zwischen Moskau und Washington sowie andrerseits die neue Rivalität zwischen China und den USA um die Rolle der dominierenden Supermacht.
Wohl Kürzungen wegen Corona-Krise
Allerdings ist es wenig wahrscheinlich, dass sich das Wachstum der Militärausgaben 2020 und in den Folgejahren fortsetzt. Die enormen Folgekosten der Corona-Krise dürften in den allermeisten Ländern Kürzungen beim Militärbudget erzwingen.
Diese haben bereits in den Golfstaaten begonnen. Vor allem in Saudi-Arabien, das sich aufgrund des rekordtiefen Ölpreises die Aufrüstungsexzesse der vergangenen Jahre nicht mehr leisten kann und nun auch einen Ausweg aus seiner Beteiligung am Krieg im Jemen sucht.