Darum geht es: Der Anschlag auf die Gasleitung Nord-Stream im Jahr 2022 stoppte die russischen Gaslieferungen nach Europa abrupt. Laut Medienberichten besteht seit Juni ein Haftbefehl gegen einen Verdächtigen. Diesen hatte der Generalbundesanwalt beantragt. Die Ermittlungen werden von der deutschen Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt im Auftrag des Generalbundesanwalts geleitet. Die nun veröffentlichten Informationen stützen sich demnach auch auf «Hinweise eines ausländischen Nachrichtendienstes».
Der Verdächtige: Der Verdacht fällt auf einen Ukrainer, der in Polen leben soll. Die deutschen Ermittler glauben, dass der Ukrainer einer der Taucher war, die Sprengstoff an den Nord-Stream-Pipelines platziert haben sollen. Medienberichten zufolge soll der per Haftbefehl gesuchte Mann Tauchlehrer sein. Ob der Mann sich noch in Polen aufhält, ist unklar.
Weitere Verdächtige: Die Ermittler vermuten, dass das Sprengkommando aus sechs Personen bestand: fünf Männer und eine Frau. Darunter sind ein weiterer Ukrainer und eine weitere Ukrainerin, die von den deutschen Ermittlern beschuldigt werden. Bei ihnen reicht es aber offenbar noch nicht für einen Haftbefehl.
Kooperation Polens: Polen hat bisher offenbar nicht auf den europäischen Haftbefehl aus Deutschland reagiert. Laut Ermittlerkreisen kooperiere Polen zwar, jedoch nicht vollumfänglich. Dies sagt der deutsche Journalist Michael Götschenberg. Er ist Terrorismusexperte bei der ARD und recherchiert zum Fall. «Dass die polnischen Behörden bisher nicht auf diesen europäischen Haftbefehl aus Deutschland reagiert haben, weckt den Eindruck, dass Polen möglicherweise kein Interesse daran hat, den ukrainischen Tatverdächtigen nach Deutschland auszuliefern.»
Der Auftraggeber: Zum eigentlichen Auftraggeber ist sehr wenig bekannt. Mit den beschuldigten Ukrainern verfestigt sich die Spur in die Ukraine. Unklar bleibt, wer den Anschlag in Auftrag gegeben hat. Bisher gibt es noch keine Belege dafür, dass staatliche Stellen in der Ukraine beteiligt gewesen sein könnten.
Bisheriger Ermittlungsstand: Bisherige Ermittlungen hatten eine Segelyacht im Visier gehabt, auf der im Juli 2023 Sprengstoffspuren entdeckt wurden. Es wurde vermutet, dass die «Andromeda» für den Transport des Sprengstoffs genutzt wurde. Die Anmietung soll die Gruppe unter Vorlage gefälschter Papiere vollzogen haben.