Zum Inhalt springen
Audio
Peng Shuai bestreitet Vergewaltigungsvorwürfe
Aus HeuteMorgen vom 07.02.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 43 Sekunden.

Bestreitung der Vorwürfe Peng Shuai meldet sich zu Wort – und spricht von Missverständnis

  • Die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai äussert sich in einem Interview erneut zu ihrem Fall.
  • Dabei bestreitet sie den sexuellen Übergriff durch einen chinesischen Spitzenpolitiker.
  • Peng Shuai und IOC-Chef Thomas Bach haben sich in Peking erneut getroffen.
  • Auf die Tennistour wird sie nicht zurückkehren.

Die 36-Jährige habe mit dem Chef des Internationalen Olympischen Komitees am Samstag zu Abend gegessen, sagte sie in einem am Montag veröffentlichten Interview der französischen Sporttageszeitung «L'Équipe».

Das IOC bestätigte das Treffen zwischen Bach, der früheren Athletensprecherin Kirsty Coventry und Peng Shuai, bei der «die drei über ihre gemeinsamen Erfahrungen als Athleten bei Olympischen Spielen gesprochen» hätten. Über weitere Inhalte des Gesprächs sei zwischen den drei Beteiligten Vertraulichkeit vereinbart worden. «Wir haben viel besprechen und uns angenehm austauschen können», sagte Peng.

Der Fall Peng Shuai

Box aufklappen Box zuklappen

Ihr Fall bewegt seit einigen Monaten die Welt, nachdem die frühere Weltranglisten-Erste im Doppel im November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht hatte. Der Post wurde bald danach gelöscht.

Daraufhin verschwand Peng Shuai von der Bildfläche. Seither äusserten Sportler, Politikerinnen und Menschenrechtler Sorge um Pengs Wohlergehen. Peng Shuai hatte später bestritten, die Vorwürfe erhoben zu haben. Ihre Aussagen wirkten jedoch gestellt.

Der «L'Équipe» sagte sie nun: «Ich habe niemals gesagt, dass irgendwer mich irgendwie sexuell belästigt hat.» Erneut sprach sie von einem «enormen Missverständnis». Sie sei auch niemals verschwunden gewesen, «jeder konnte mich sehen», sagte Peng.

Auf die Frage, warum der Beitrag, worin Peng einem chinesischen Politiker Vergewaltigung vorwirft, verschwunden sei, antwortete sie: «Ich habe ihn gelöscht.» Und zwar, weil «sie es wollte». Die Mails, die sie an die Spielerinnenorganisation WTA geschickt hat, seien ebenfalls von ihr selbst verfasst worden, sagte sie in dem Interview. 

Peng Shuai zeigt bei einem Tennisspieler ihren Zeigefinger.
Legende: Auch in einem Video-Interview der chinesischen Zeitung «Lianhe Zaobao» aus Singapur, sagte sie bereits: «Ich muss einen Punkt betonen, der äusserst wichtig ist: Ich habe niemals gesagt oder geschrieben, dass mich jemand sexuell angegriffen hat. Das muss ich mit Nachdruck feststellen.» Keystone

Trotz des Interviews bleibt vieles unbeantwortet. «Die Absicht dieses Interviews scheint zu sein, die Sorgen um sie zu zerstreuen. Wohl in der Hoffnung, dass die internationale Aufmerksamkeit rund um die Vorwürfe abnehmen wird – zumindest von der chinesischen Regierung aus gesehen», sagt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi.

Er geht nicht davon aus, dass sich Peng Shuai frei äussern kann. «Das Interview hat sie nicht alleine gegeben, sondern sie war offenbar in Begleitung.» Sie stehe wohl unter grossem Druck. Und auch die Antworten muteten seltsam an, so Aldrovandi: «Zum Beispiel wird sie zitiert, sie hätte mit dem Welttennis-Verband der Frauen (WTA) wegen eines Computerproblems nicht sofort kommunizieren können.»

IOC: Vorwurf der Instrumentalisierung

Box aufklappen Box zuklappen

Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wird vorgeworfen, sich von China instrumentalisieren zu lassen. Viele hätten sich deutlichere Worte und Kritik des IOC gewünscht, sagt Martin Aldrovandi. Der erste Videoanruf von Thomas Bach und Peng Shuai zeigte Peng vor einem Hintergrund mit ganz vielen Stofftieren. «Ein ganz komisches Bild, wohl auch, um zu zeigen, dass alles in Ordnung ist.» Zu jenem Zeitpunkt stand noch der Vorwurf im Raum, dass sie verschwunden sei.

«Mit diesem Anruf von Thomas Bach, sozusagen mit der Hilfe des IOC, wollten die chinesischen Behörden der Welt zeigen, dass es Peng Shuai gut geht.» Deshalb werde dem IOC auch vorgeworfen, sich von der chinesischen Propaganda einspannen zu lassen, erklärt der Chinakorrespondent. «Das IOC wiederum rechtfertigt sich, dass es sich um das Wohlergehen von Peng gekümmert und sich für sie eingesetzt habe, während andere das alles nur kritisieren würden.»

Einer IOC-Mitteilung zufolge kündigte Peng einen Besuch am IOC-Sitz in Lausanne an. Sie wolle nach Europa reisen, wenn es die Corona-Pandemie wieder möglich mache, hiess es in der Stellungnahme. Sie und die ehemalige Sprecherin Coventry und hätten vereinbart, in Kontakt zu bleiben.

Beruflicher Rückzug

Mit ihrer Rückkehr auf die Tennistour rechnet die frühere Weltranglisten-Erste im Doppel nicht mehr. Mit Blick auf ihr Alter, ihre zahlreichen Operationen und die Coronavirus-Pandemie sei es nur sehr schwer vorstellbar, dass sie noch einmal ihr gewohntes Niveau erreiche.

Sie habe zuletzt auch nicht mehr trainiert, bleibe «im Herzen aber immer eine professionelle Tennisspielerin», sagte Peng.

SRF 4 News, 07.02.2022, 06:15 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel