- Die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai äussert sich in einem Interview erneut zu ihrem Fall.
- Dabei bestreitet sie den sexuellen Übergriff durch einen chinesischen Spitzenpolitiker.
- Peng Shuai und IOC-Chef Thomas Bach haben sich in Peking erneut getroffen.
- Auf die Tennistour wird sie nicht zurückkehren.
Die 36-Jährige habe mit dem Chef des Internationalen Olympischen Komitees am Samstag zu Abend gegessen, sagte sie in einem am Montag veröffentlichten Interview der französischen Sporttageszeitung «L'Équipe».
Das IOC bestätigte das Treffen zwischen Bach, der früheren Athletensprecherin Kirsty Coventry und Peng Shuai, bei der «die drei über ihre gemeinsamen Erfahrungen als Athleten bei Olympischen Spielen gesprochen» hätten. Über weitere Inhalte des Gesprächs sei zwischen den drei Beteiligten Vertraulichkeit vereinbart worden. «Wir haben viel besprechen und uns angenehm austauschen können», sagte Peng.
Der «L'Équipe» sagte sie nun: «Ich habe niemals gesagt, dass irgendwer mich irgendwie sexuell belästigt hat.» Erneut sprach sie von einem «enormen Missverständnis». Sie sei auch niemals verschwunden gewesen, «jeder konnte mich sehen», sagte Peng.
Auf die Frage, warum der Beitrag, worin Peng einem chinesischen Politiker Vergewaltigung vorwirft, verschwunden sei, antwortete sie: «Ich habe ihn gelöscht.» Und zwar, weil «sie es wollte». Die Mails, die sie an die Spielerinnenorganisation WTA geschickt hat, seien ebenfalls von ihr selbst verfasst worden, sagte sie in dem Interview.
Trotz des Interviews bleibt vieles unbeantwortet. «Die Absicht dieses Interviews scheint zu sein, die Sorgen um sie zu zerstreuen. Wohl in der Hoffnung, dass die internationale Aufmerksamkeit rund um die Vorwürfe abnehmen wird – zumindest von der chinesischen Regierung aus gesehen», sagt SRF-Chinakorrespondent Martin Aldrovandi.
Er geht nicht davon aus, dass sich Peng Shuai frei äussern kann. «Das Interview hat sie nicht alleine gegeben, sondern sie war offenbar in Begleitung.» Sie stehe wohl unter grossem Druck. Und auch die Antworten muteten seltsam an, so Aldrovandi: «Zum Beispiel wird sie zitiert, sie hätte mit dem Welttennis-Verband der Frauen (WTA) wegen eines Computerproblems nicht sofort kommunizieren können.»
Einer IOC-Mitteilung zufolge kündigte Peng einen Besuch am IOC-Sitz in Lausanne an. Sie wolle nach Europa reisen, wenn es die Corona-Pandemie wieder möglich mache, hiess es in der Stellungnahme. Sie und die ehemalige Sprecherin Coventry und hätten vereinbart, in Kontakt zu bleiben.
Beruflicher Rückzug
Mit ihrer Rückkehr auf die Tennistour rechnet die frühere Weltranglisten-Erste im Doppel nicht mehr. Mit Blick auf ihr Alter, ihre zahlreichen Operationen und die Coronavirus-Pandemie sei es nur sehr schwer vorstellbar, dass sie noch einmal ihr gewohntes Niveau erreiche.
Sie habe zuletzt auch nicht mehr trainiert, bleibe «im Herzen aber immer eine professionelle Tennisspielerin», sagte Peng.