Das Leben von Viktor Bout ist Stoff für Hollywood. «Ich habe jede Armee beliefert – ausser die Heilsarmee.» Das sagt nicht Bout selbst, sondern Schauspieler Nicolas Cage, die Hauptfigur Streifen «Lord of War» von 2005. Bout soll dem Regisseur als Vorlage gedient haben.
Der echte Viktor Bout kommt 1967 im sowjetischen Tadschikistan zur Welt. Dank seines Studiums am Militärinstitut für Fremdsprachen lernt er unter anderem Portugiesisch, Französisch und Arabisch. Als 20-Jähriger wird er für die Luftwaffe nach Mosambik entsendet.
Vier Jahre später zerfällt die Sowjetunion, und im Chaos erkennt der 24-Jährige seine Chance. In Moskau gründet er ein Transportunternehmen und importiert zunächst Konsumgüter. Doch bald stellt er fest, dass sich mit Kalaschnikows, Landminen und Panzern weit mehr verdienen lässt. Dank seiner Beziehungen bekommt er Zugang zu den Arsenalen der Sowjet-Armee.
«Händler des Todes»
Seine Geschäfte Anfang der 1990er-Jahre beschreibt ein US-Dokumentarfilm so: Viktor Bout beliefert Rebellengruppen, Warlords und Diktatoren in Ländern, die schon vorher von der Sowjetunion mit Waffen beliefert worden waren. Mit 30 ist Bout Multimillionär, hat unzählige Transportflugzeuge und 300 Angestellte. Er hat international den Spitznamen «Merchant of Death» – Händler des Todes.
Mitte der 1990er-Jahre geht Bout allerdings eine Kundenbeziehung ein, die ihm später das Genick brechen sollte. Er liefert laut den US-Behörden Waffen an die Taliban in Afghanistan und später auch an die Terrororganisation Al Kaida von Osama bin Laden.
Die Falle
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 landet Bout endgültig auf dem Radar der USA. ER setzt sich nach Russland ab. 2008 können die US-Behörden Bout nach Thailand locken. Sie geben sich als kolumbianische Farc-Rebellen aus, die Boden-Luft-Raketen kaufen wollen, um damit Amerikaner zu töten.
Die thailändische Polizei nimmt Bout bei diesem Treffen fest, und Washington erwirkt nach zweieinhalbjährigem Ringen die Auslieferung des Russen. In den USA wird er 2011 zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Washington und Moskau schweigen
Inzwischen steigt der Druck auf US-Präsident Joe Biden, die Anfang Monat in Moskau verurteilte Basketballerin Brittney Griner freizubekommen. Die 31-jährige zweifache Olympiasiegerin hat neun Jahre Haft erhalten – wegen Haschischöl im Handgepäck.
Doch stellt sich die Frage nach einem solchen Austausch überhaupt, nachdem für die Festnahme von Bout so viel Aufwand betrieben wurde? US-Aussenminister Anthony Blinken spricht lediglich von einem «substanziellen Angebot» an Russland, um Griner und den Ex-US-Marine-Soldaten Paul Whelan freizubekommen. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow bemerkte es sei schädlich, solche Dinge über die Medien zu diskutieren.
Zu hoher Preis?
Bereits melden sich Kritiker eines solchen Gefangenenaustauschs. Der damals für die verdeckte Operation zuständige US-Spitzenbeamte Michael Braun bezeichnete Bout im Sender CBS als einen der gefährlichsten Männer auf dem Planeten.
An die Adresse von Präsident Biden schrieb Braun im Magazin «Foreign Policy»: Eine Auslieferung Bouts wäre nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Strafverfolgungsbehörden, sondern auch eine ernste Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA und ihrer Verbündeten. Zugleich könne dies Moskau und andere Schurkenstaaten ermutigen, Amerikaner als Geiseln zu nehmen.