Die erste Vorwahl der Demokratischen Partei im US-Staat Iowa für das Rennen um die US-Präsidentschaft ist in Chaos ausgeartet: Wegen technischer Übermittlungsprobleme verzögert sich die Veröffentlichung der Vorwahlen-Ergebnisse bis gegen 23.00 Uhr MEZ.
Das berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf eine Telefonkonferenz mit dem Parteichef in Iowa, Troy Price. Er versprach aber nur, es würden mehr als die Hälfte der bekannten Resultate sein. Laut der Partei war ein Programmierfehler Grund für die Verzögerung, sagt SRF-Korrespondent Peter Düggeli in Des Moines, Iowa.
SRF News: Die Demokratische Partei hat sich mit der Verzögerung blamiert bis auf die Knochen. Wie ist denn die Stimmung in Iowa am Tag danach?
Peter Düggeli: Es ist natürlich Ernüchterung pur hier bei den Demokraten. Ich war bis vor wenigen Stunden noch an einer Wahlparty von Bernie Sanders und habe dort mit Leuten gesprochen. Viele sind frustriert. Es hätte ein so toller Auftakt ins Wahljahr werden sollen, aber nun muss man sich mit Spott und Häme übergiessen lassen.
Viele Kandidaten haben alles auf Iowa gesetzt und Millionen investiert für den Wahlkampf.
Und es ist ja nicht nur das. Viele Kandidaten haben alles auf Iowa gesetzt und Millionen von Dollar investiert für den Wahlkampf. Hunderte, wenn nicht tausende Wahlkampfhelfer wurden in die hintersten Winkel dieses Staates geschickt, um eines tun zu können, nämlich Erfolg zu haben.
Denn der Erfolg hier in Iowa, vor die Medien zu treten, gestern Abend zur Prime Time vor der versammelten amerikanischen Öffentlichkeit zu sagen: Ich habe Erfolg gehabt, ich habe gewonnen – das ist so wichtig, das hätte Rückenwind gegeben. Und ich denke, dieser Rückenwind könnte für einige zu einem lauen Lüftchen verkommen sein, weil diese Ergebnisse nun so spät herauskommen.
Prognosen zufolge soll Bernie Sanders in Iowa gewonnen haben. Aber wie zuverlässig sind diese Zahlen?
Die grossen Wahlkampfteams haben natürlich überall in den 1600 Wahlkreisen ihre Leute. Die beginnen dort nun einfach zusammenzurechnen, was sie übermittelt bekommen, und das ist natürlich sehr schwierig.
Die Informationen der Kandidaten sind nicht verlässlich und auch nicht bestätigt.
Auch Pete Buttigieg ist um Mitternacht vor die Medien getreten und hat keck behauptet, er hätte in Iowa gewonnen. Das ist auch ein Beweis für dieses Chaos und man muss ganz klar sagen, diese Informationen sind nicht verlässlich und auch nicht bestätigt.
Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass die Verlierer diese Resultate anzweifeln werden und dass ein gewisses Schreckgespenst wieder erweckt werden könnte in der amerikanischen Demokratie. Nämlich: das Schreckgespenst von illegitimen Wahlen.
Das Gespräch führte Wasiliki Goutziomitros.
Tagesschau 12:45 Uhr, 04.02.2020