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Bombenanschlag in Moskau Russischer General bei Explosion getötet – das ist bekannt

Mitten in Moskau wird ein hochrangiger russischer Militär getötet. Die Spur führt zum ukrainischen Geheimdienst.

Der russische General Igor Kirillow ist am Morgen vor seinem Wohnhaus in Moskau durch eine Bombe getötet worden. Er war Chef der russischen ABC-Abwehrtruppen und ein prominenter Kriegspropagandist.

Aller Wahrscheinlichkeit nach steckt der ukrainische Geheimdienst hinter dem Anschlag. Die Ukraine macht Kirillow für den wiederholten Einsatz von Chemiewaffen in der Ukraine verantwortlich und sieht in ihm einen Kriegsverbrecher.

Igor Kirillow
Legende: General Igor Kirillow (links) zusammen mit dem stellvertretenden Truppenchef Sergei Istrakow an einer Rüstungsausstellung am 13. November 2024 in Moskau. Imago/Sputnik/Ilya Pitalev

Als General Kirillow am Morgen zusammen mit einem Mitarbeiter aus seinem Wohnhaus im Süden der russischen Hauptstadt Moskau ins Freie trat, explodierte ein Sprengsatz, der in einem Elektroroller versteckt gewesen war. Laut russischen Medien wurde die Bombe ferngezündet. Kirillow und sein Adjutant starben.

Verleumderische Kriegspropaganda

Kirillow war kein Unbekannter. Er war in Russland nicht nur zuständig für den Schutz vor Gefahren durch atomare, biologische und chemische Kampfmittel, sondern er war seit Beginn des russischen Angriffskrieges auch immer wieder mit verleumderischen Behauptungen an die Öffentlichkeit getreten.

So behauptete er etwa, die USA würden in der Ukraine Laboratorien für Biowaffen betreiben oder auch die Ukraine entwickle eine schmutzige Bombe. Doch vor allem macht die Ukraine Kirillow für den Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich. Dabei geht es um Granaten mit Reiz- oder Tränengas, deren Herstellung und Verwendung für militärische Zwecke verboten sind.

Spur führt nach Kiew

Russland hat wiederholt erklärt, seine Chemiewaffen beseitigt zu haben. Gemäss den ukrainischen Behörden sollen aber mehr als 2000 Angehörige des ukrainischen Militärs durch russische Chemiewaffen verletzt worden sein. Vorwürfe, die auch das britische Aussenministerium und US-Behörden erheben und die von Berichten verwundeter Soldaten gestützt werden.

Erst am Montag hatte der ukrainische Geheimdienst Kirillow öffentlich für die 2000 verletzten Soldaten verantwortlich gemacht. Einen Tag später fiel Kirillow einem Attentat zum Opfer. Die Spur führt gemäss übereinstimmenden Berichten aus der Ukraine zum ukrainischen Geheimdienst. Kirillow sei ein Kriegsverbrecher und deswegen ein legitimes Ziel, soll eine Quelle im ukrainischen Geheimdienst gesagt haben.

Ukrainischer Geheimdienst sendet klare Botschaft

Das ist plausibel, denn Kirillow ist nicht der erste russische Propagandist und Militär, der durch ein mutmasslich ukrainisches Attentat starb. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Raketenentwickler und Drohnenspezialist in einem Vorort von Moskau auf offener Strasse erschossen. Und in den besetzten ukrainischen Gebieten gibt es regelmässig Anschläge auf Kollaborateure und russische Besatzer.

Doch es ist das erste Mal, dass ein so hochrangiger Militär durch ein so ausgeklügeltes Attentat ermordet wird. Und das mitten in Moskau. Die Botschaft des ukrainischen Geheimdienstes ist klar: Niemand, der für Verbrechen in der Ukraine verantwortlich ist oder als Propagandist des Kremls tätig ist, soll sich sicher fühlen.

Echo der Zeit, 17.12.2024, 18 Uhr

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