Der Himmel ist orange, die Sonne kann den Rauch nicht durchbrechen: Der Rauch von 29 Feuern bedeckt weite Teile des US-Bundesstaats Kalifornien. Es bleibt den ganzen Tag dunkel.
Rekordfläche zerstört
Mehr als 12'500 Quadratkilometer wurden dieses Jahr durch die Waldbrände in Kalifornien zerstört. Das ist bereits jetzt eine Rekordfläche, fast so gross wie das ganze Schweizer Mittelland – und die Brandsaison hat noch nicht einmal richtig begonnen.
Die Behörden von San Francisco rufen die Menschen auf, nicht mehr nach draussen zu gehen, weil die Rauchwolke gesundheitsgefährdende Ausmasse angenommen hat. Trotzdem würden viele Menschen das Haus verlassen, berichtet der Journalist Arndt Peltner. Er lebt in der Nähe von San Francisco.
Auch Peltner selbst verlässt das Haus: «Ich habe einen Hund, ich muss rausgehen. Man bekommt sofort tränende Augen und ein Kratzen im Hals.» Wegen der Corona-Pandemie arbeiten aber viele Menschen noch von zu Hause und sind dem Rauch so womöglich ein bisschen weniger ausgesetzt.
Rund 14'000 Feuerwehrleute kämpfen seit Wochen gegen Wald- und Buschbrände in Kalifornien. Bereits jetzt zählen sechs der derzeitigen Brände zu den 20 grössten in der Geschichte Kaliforniens seit Beginn der Aufzeichnungen um 1930.
Laut der Zeitung «USA Today» sollen bisher 23 Menschen durch die verheerenden Brände gestorben sein. Mehr Opfer werden befürchtet. Nach Mitteilung der kalifornischen Behörden wurden 16 Menschen als vermisst gemeldet. Wegen ausgefallener Mobilfunknetze waren sie aber möglicherweise nicht zu erreichen oder hatten im Zuge von Evakuierungen den Kontakt verloren.
Starke Winde erschweren Löscharbeiten
In Nordkalifornien erschweren starke Winde die Löscharbeiten. So vermeldeten Behörden am Dienstag, die Lage beim sogenannten North Complex Fire zu 50 Prozent unter Kontrolle zu haben. «Jetzt ist es wieder ausser Rand und Band», sagt der Journalist. Erste Priorität sei die Evakuierung: «Man muss schauen, dass man die Leute in Sicherheit bringen kann, die dort oben in sehr entlegenen Orten in den Bergen leben.»
Im wochenlangen Kampf gegen die Flammen in Kalifornien zeichnen sich aber auch Fortschritte ab. Drei grosse Feuer-Komplexe rund um San Francisco sind seit Donnerstag fast gänzlich eingedämmt. «Man lässt bestimmte Sachen noch ausbrennen. Dies vor allem auch, um das Unterholz zu vernichten, damit es nicht zu einem erneuten Brand kommt», erklärt Peltner.
Brände in Oregon und Washington
Auch in den nördlich von Kalifornien liegenden Westküstenstaaten Oregon und Washington wüten verheerende Waldbrände. In Oregon stehen mehr als 3600 Quadratkilometer Land in Flammen. 500'000 Menschen wurden aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen – bei einer Einwohnerzahl von lediglich 4.2 Millionen Einwohner.
Kalifornische Feuerwehrkräfte halfen zwischenzeitlich in Oregon und Washington im Kampf gegen die Brände aus. Derzeit werden sie aber auch im eigenen Bundesstaat dringend gebraucht. «Die ganze Situation an der amerikanischen Westküste geht derzeit ein bisschen ausser Kontrolle», fasst Peltner zusammen.
Einen kleinen Lichtblick gibt es: In den kommenden Tagen sollen die Temperaturen sinken. Dies könne die Lage ein Stück weit entspannen, sagt Peltner. «Die Winde, die normalerweise alles antreiben, lassen derzeit nach. Auch der von der Küste herkommende Nebel zieht weiter ins Landesinnere, das hilft im Kampf gegen die Flammen.»