Das ist passiert: Ein Brand an einem Hochspannungsmast in Grünheide bei Berlin hat am Dienstag die Energieversorgung nahegelegenen riesigen Tesla-Fabrik unterbrochen und in weiten Teilen der Region zu einem Blackout geführt. Das Werk musste die Produktion der Elektroautos einstellen und schickte rund 12'000 Angestellte vorübergehend nach Hause. Der Werksleiter beziffert die Ausfallkosten auf mehrere hundert Millionen Euro, über 1000 Fahrzeuge pro Tag könnten nicht gebaut werden. Mit einem Ausfall bis mindestens Ende Woche sei zu rechnen. Neben Tesla waren nicht nur zahlreiche andere Betriebe der Region betroffen, sondern vorübergehend auch Zehntausende Haushalte in sechs Städten und Gemeinden.
Das Bekennerschreiben: Ein Tag nach dem Brand stuften die Ermittler das Bekennerschreiben einer linksextremistischen Organisation mit Namen «Vulkangruppe» als echt ein. Zahlreiche Details aus dem Schreiben deuteten darauf hin, dass die Verfasser über den Vorfall in der Nähe des Tesla-Werks Bescheid wussten. Sie prangern darin die Gigafabrik von Elon Musk als Gefahr für Mensch und Umwelt an und fordern die Abstellung. Im Schreiben wird Musk als «Techno-Faschist» bezeichnet. Von «extremen Ausbeutungsbedingungen» ist die Rede und von der «kompletten Zerstörung der Gigafactory».
Das Ziel der «Vulkangruppe»: Als Ziel hat die «Vulkangruppe» die Störung der öffentlichen Ordnung definiert. Sie ist bereits früher mit Anschlägen auf Infrastruktur aufgefallen und wird vom Verfassungsschutz beobachtet, wie Martin Krauss vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) erklärt. So wird sie bereits für den Brandanschlag von 2021 auf ein Stromkabel zur Tesla-Baustelle verantwortlich gemacht. Ziel war auch ein Kabelschacht zum Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik in Berlin, das unter anderem die Corona-Warn-App mitentwickelte.
Die Reaktion der Politik: Die Politik hat sich erstmal geschlossen hinter Tesla gestellt und Unterstützung zugesichert. Brandenburgs Landesregierung zeigte sich schockiert, sprach von einem «perfiden Anschlag» und warnte vor einer Form von Terrorismus. «Dies hat mit Protest nichts zu tun. Das sind Kriminelle», sagte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Dienstagabend. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einem weiteren möglichen Beleg, dass die linksextremistische Szene vor Angriffen auf kritische Energie-Infrastrukturen nicht zurückschrecke. Forderungen nach einem verbesserten Schutz kritischer Anlagen stehen erneut im Raum. Gleichzeitig weist man darauf hin, dass der Anschlag nicht nur Tesla, sondern der ganzen Region gegolten habe. Eine konsequente Strafverfolgung wurde angekündigt.
Die Stimmung in der Bevölkerung: Kritik an Tesla flammt in der Region immer wieder auf. Zuletzt ging es um die Abwasser der riesigen Fabrik. Beim jüngsten mutmasslichen Anschlag waren allerdings Tesla-Befürworterinnen und Tesla-Kritiker in der Region gleichsam betroffen. Ebenso zahlreiche Zulieferfirmen über die Region hinaus. Die Stimmung sei auf jeden Fall in letzter Zeit deutlich kritischer geworden, sagte RBB-Journalist Krauss.