Was sind die Pläne des Elektroauto-Bauers? Tesla will neben dem bestehenden Werksgelände in Grünheide (Brandenburg) auf rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden.
Wie ist die Stimmung nach dem Nein bei der Bürgerbefragung? «Ich würde sagen, eine Mischung aus Enttäuschung und Euphorie», schätzt Martin Krauss – er ist Journalist beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Der Grund: Für die Gemeinde sei der Plan auch ausserhalb des Ausbaus von der Fabrik wichtig wegen des Güterbahnhofs und einer neuen Strasse mit Radweg – «Diese Projekte müssen umgesetzt werden, auch ohne Tesla-Ausbau». Auf der anderen Seite freue man sich über die hohe Stimmbeteiligung von 70 Prozent. «Es wird immer wieder gesagt, es ist ein Erfolg für die Demokratie», so Krauss.
Warum wehren sich die Dorfbewohner und -bewohnerinnen gegen die Pläne? Kritisiert wird hauptsächlich das Ausmass des Projekts, und dass dafür grosse Waldstücke gerodet werden müssten. Der Vertreter des Bürgerbündnisses und Ortsbeirat Thomas Wötzel sagte, mehr Fläche dürfe durch Tesla nur in Anspruch genommen werden, wenn es keine weiteren Optionen gebe. «Man kann vieles machen, um Flächen zu reduzieren.» Bei der Bürgerbefragung haben sich zwei Drittel gegen die Erweiterungspläne ausgesprochen.
Wie wichtig wäre der Ausbau für Tesla? Das Werk in Grünheide ist das Einzige des Konzerns in Europa. Tesla will nur zwei Jahre nach der Eröffnung der Fabrik die Produktionskapazität vom noch nicht erreichten Etappenziel 500'000 auf eine Million Autos im Jahr aufstocken. Dafür braucht das Unternehmen mehr Logistikflächen. Es gehe auch um mehr Liefersicherheit, so Tesla. Die Autofertigung musste in diesem Jahr schon für rund zwei Wochen ruhen, weil Bauteile wegen der unsicheren Lage im Roten Meer fehlten. Ausserdem ist Martin Krauss sicher, dass gerade der Güterbahnhof auch das in Europa angekratzte Image des Konzerns aufpolieren könnte, da damit der Verkehr rundum das Werk reduziert würde.
Nimmt Tesla die Pläne jetzt zurück? Die Bürgerbefragung ist rechtlich nicht bindend. Entsprechend hält der US-Elektroautobauer grundsätzlich an einer Erweiterung des Fabrikgeländes fest. Nach der Abstimmung signalisiert Tesla aber Kooperationswille: «Wir sehen, dass die Bürgerinnen und Bürger von Grünheide Sorgen in Verbindung mit der geplanten Flächenerweiterung haben», so das Unternehmen. «Wir werden auf Basis des Feedbacks der letzten Wochen gemeinsam mit allen Beteiligten weitere Schritte abstimmen.»
Ich ärgere mich, dass es nicht gelungen ist, den Menschen darzustellen, dass wichtige Infrastrukturprojekte Bestandteil dieses Plans sind.
Wie geht es weiter? Die Vertreter der Gemeinde Grünheide müssen dem Plan noch zustimmen. Das Votum der Einwohner ist für sie zwar nicht bindend. Der Rundfunk-Journalist Martin Krauss geht aber davon aus, dass die Geländeerweiterung damit vorerst vom Tisch ist. «Aber das ‚Zunächst einmal‘ ist wichtig, da die Abgeordneten vor den anstehenden Wahlen nicht gegen den Willen der Bevölkerung vorgehen wollen. Ganz vom Tisch lassen, werden sie das Projekt wohl nicht.» Bürgermeister Arne Christiani sagte im rbb-Inforadio: «Ich ärgere mich darüber, dass es nicht gelungen ist, den Menschen darzustellen, dass ganz wichtige Infrastrukturprojekte Bestandteil dieses Bebauungsplanes sind», sagte der parteilose Politiker im rbb-Inforadio.