Es ist eine Debatte und eine Abstimmung, die in den Augen der Mehrheit der Mitglieder des Europäischen Parlamentes eigentlich nie hätte stattfinden sollen. Entsprechend häuften sich die wortreichen Formulierungen mit immer der gleichen Grundaussage: wir bedauern. So etwa die Sozialdemokratin Iratxe Garcia Perez.
Für die Grünen ist der kommende Samstag einfach nur traurig: «Es wird ein trauriger Tag», so Philippe Lamberts. Für die Liberalen und die Volkspartei war der Austritt ein grosser Fehler, wie Manfred Weber betonte.
Keine Mitgliederbeiträge mehr, kein Europäischer Gerichtshof mehr, kein Fischerei-Abkommen mehr und keine Debatten mit Guy Verhofstadt mehr.
Nur ein Redner triumphierte: Nigel Farage von der Brexit Party. Das Europäische Parlament eröffnete ihm so viel Öffentlichkeit, wie ihm daheim nie zuteil wurde. Damit er politisch das erreichte, was der alleinige Programmpunkt seiner Partei ist: das vereinigte Königreich nach mehr als 47 Jahren Mitgliedschaft aus dem Länderverbund Europas herauszulösen.
Nigel Farage hat sein Ziel erreicht
«Keine Mitgliederbeiträge mehr, kein Europäischer Gerichtshof mehr, kein Fischerei-Abkommen mehr und keine Debatten mit Guy Verhofstadt mehr». Der Jubel seiner Brexit-Kollegen war ihm sicher.
Ihr brachtet uns Weisheit, Charme und Intelligent hierher – fast alle zumindest. Und Sturheit.
Guy Verhofstadt, Brexit Berichterstatter des Parlamentes, war stets Farage's grösster Gegenspieler. Der Belgier bedauert den Brexit, immer noch. «Traurig zu sehen, dass ein Land austritt, das uns in zwei Weltkriegen befreite.» Er zollte Respekt für die stets unbequeme Kollegen: «Ihr brachtet uns Weisheit, Charme und Intelligent hierher-fast alle zumindest. Und Sturheit.»
Freunde bleiben
Nach vorne schaute schliesslich Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Schwierige Verhandlungen über das künftige Verhältnis der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich stehen bevor.
Von der Leyen setze auf faire und freundliche Verhandlungen. Freunde wolle man bleiben. Ob das gelingen wird, zeigen die Verhandlungen, die nun erst beginnen.
Echo der Zeit, 29.1.2020, 18:00 Uhr