Worum geht es? Die britische Regierung will, dass Grossbritannien weltweit führend wird, was künstliche Intelligenz anbelangt, erklärt SRF-Musikredaktorin Gisela Feuz. Darum sollen Techfirmen einen Vorteil erhalten, in dem sie urheberrechtlich geschütztes Material freigeben. Damit könnten diese Firmen ihre KI-Systeme trainieren. «Zu diesem Material würde auch Musik gehören, die eben urheberrechtlich geschützt ist», erklärt Feuz weiter. Dagegen wehren sich nun britische Musikschaffende mit einem offenen Brief und einem «Silent Album». Mit Elton John, Kate Bush oder Paul McCartney beteiligen sich namhafte Musikschaffende.
Was wollen die Musikerinnen und Musiker bezwecken? Die Musikschaffenden befürchten, dass sie keine Hoheit darüber mehr haben, was mit ihren Werken geschieht. Im offenen Brief wird auch ein wirtschaftlicher Faktor genannt: «Die Kreativwirtschaft trägt jährlich 126 Milliarden Pfund zur britischen Wirtschaft bei, da hängen auch eine ganze Menge Arbeitsplätze dran», betont Feuz weiter. Wenn das Urheberrecht zugunsten von Techfirmen quasi ausgehebelt wird, dann wird damit die Kreativwirtschaft massiv untergraben, ja eigentlich zerstört.
Was muss man zu diesem stillen Album wissen? Die Musikerinnen wollen auf die Gefährdung der Musikwirtschaft hinweisen. Das Album heisst «Is This What We Want?» auf dem nichts zu hören ist und nur leere Aufführungsräume gezeigt werden. So verdeutlichen die Musikerinnen und Musiker, was passieren wird, wenn London die Techfirmen begünstigt.
Bedroht KI das Urheberrecht der Musikschaffenden? Das Recht hinkt naturgemäss der Technologie hinterher. «Man muss sich vorstellen: neuerdings kann innert weniger Sekunden rein maschinell ein Werk produziert, komponiert werden. Ein Mensch braucht für denselben Vorgang unter Umständen mehrere Wochen», erklärt Noah Martin, Generalsekretär bei der Suisa, der Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik. Das ist nun eine neue Konkurrenz, die es den Menschen erschwert, ihre eigenen Kompositionen zu monetarisieren. Zudem steht die Kreativität auf dem Spiel.
Lässt sich die Situation mit der Schweiz vergleichen? In der Schweiz gibt es auch grosse Rechtsunsicherheiten beziehungsweise Meinungsunterschiede, wie Martin weiss. Der Bundesrat hat im Februar das weitere Vorgehen bei diesem Problem dargelegt. Eine Vernehmlassung ist erst Ende 2026 vorgesehen. Nach Ansicht von Martin ist dies zu spät. Immerhin prüfe der Bundesrat, inwiefern den Interessen der Rechteinhaberinnen und Rechteinhaber in einem anderen Rahmen Rechnung zu tragen ist. Die Suisa werde dafür sorgen, dass zur Kreativwirtschaft die nötige Sorge getragen wird.
Ist KI eine Gefahr für Musikerinnen und Musiker? «Wenn Musiker selbst KI verwenden für ihre Arbeit, dann kann das künstlerisch spannend sein», erklärt wiederum SRF-Musikredaktorin Feuz. Problematisch werde es, sobald Dritte und vor allem auch sobald Geld mit ins Spiel kommen. In den Songs, die KI zum Trainieren verwendet, steckt viel Arbeit von Musikschaffenden aus Fleisch und Blut. Wenn jetzt KI-generierte Songs günstiger oder gar gratis in den Musikmarkt fliessen, dann werden die Kreativschaffenden ausgebootet und vor allem auch nicht dafür bezahlt.