Was ist passiert? In der italienischen Hafenstadt Genua ist am Dienstagvormittag eine vierspurige Autobahnbrücke zusammengebrochen.
Wie genau ist die Brücke gebrochen? Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa stürzte die Brücke in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 250 Meter langem Stück ein. Daraufhin stürzten rund 30 Fahrzeuge in die Tiefe.
Was ist die Ursache? Innenminister Matteo Salvini machte die mangelnde Instandhaltung der Brücke für das Unglück verantwortlich. Die Verantwortlichen müssten für das Desaster bezahlen, «alles bezahlen, teuer bezahlen», erklärte er. Der frühere Verkehrsminister Graziano Delrio sagte laut Nachrichtenagentur Ansa, es sei respektlos gegenüber den Opfern, politische Spekulationen aufzuwerfen.
Wie ist die Situation vor Ort? Die Bergungsarbeiten sind im vollen Gange, wie SRF-Sonderkorrespondent Roger Brändlin aus Genua berichtet. Am Mittwochmorgen sei es mal ganz ruhig gewesen. «Da gingen Spezialisten mit Sonden in die Trümmer rein, um Lebenszeichen von allfälligen Überlebenden zu finden.» Aktuell werde noch nach mindestens 12 Vermissten gesucht.
Wie viele Menschen starben? Mindestens 42 Menschen kamen ums Leben. Das teilte die Präfektur mit. Auch der italienische Innenminister Matteo Salvini sagte zuvor, es gebe etwa «30 bestätigte Tote und viele Schwerverletzte». Unter den Opfern sind offenbar auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und 13 Jahren.
Wie viele Verletzte gibt es? Es gebe 16 Verletzte, der Zustand von 12 sei kritisch. Italiens Regierungschef Giuseppe Conte sagte in Genua, dass die Zahlen steigen dürften. Elf Überlebende waren bislang aus den Trümmern geborgen worden, sagte Bürgermeister Marco Bucci gegen Abend dem Fernsehsender SkyTG24.
Gibt es auch Schweizer Opfer? Laut Aussagen der Stadtverwaltung von Genua sind unter den Opfern des Brückeneinsturzes keine schweizerischen Staatsangehörigen zu beklagen. Das teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit.
Wie reagiert die Politik? Italiens Innenminister Matteo Salvini reagierte betroffen und erbost auf das Unglück. Er selbst sei «hunderte Male» über die Morandi-Brücke gefahren, sagte er. Nach ihrem Einsturz werde er «alles dafür tun, um die Namen der Verantwortlichen in der Vergangenheit und Gegenwart zu bekommen».
Was ist es für eine Brücke? Das Polcevera-Viadukt, das umgangssprachlich nach seinem Planer Riccardo Morandi benannt ist, ist eine innerstädtische Autobahnbrücke mit einer Gesamtlänge von 1182 Metern. Die Schrägseilbrücke im Westen der Stadt wurde 1967 fertiggestellt. Sie bildet den Beginn der A10 von Genua nach Ventimiglia, die entlang der italienischen Riviera durch Ligurien bis zur französischen Grenze verläuft.
Wurde die Morandi-Brücke unterhalten? Kritik gab es an dem nun eingestürzten Polcevera-Viadukt wegen hoher Baukosten schon seit seiner Erbauung. Doch auch kostspielige Renovierungen sorgten immer wieder für Diskussionen. Zum Zeitpunkt der Tragödie waren laut Betreibergesellschaft Autostrade per Italia Bauarbeiten im Gange. Die Leute vor Ort sind sich offenbar einig: «Das musste ja mal passieren», ist laut SRF-Sonderkorrespondent Roger Brändlin der allgemeine Tenor. Der Zustand des Viadukts sei seit Jahren ein Thema. «Auch Experten der Uni Genua haben gewarnt, dass die Brücke nicht mehr sicher ist.»
Wie ist die Region betroffen? In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude geräumt. Mehr als 400 Menschen seien obdachlos, erklärte der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi.
Wie ist der Verkehr betroffen? Die A10 ist nicht nur die berühmte Urlaubsverbindung «Autostrada dei Fiori», sondern auch eine wichtige Verbindungsstrasse nach Südfrankreich, ins Piemont und die Lombardei. Edoardo Rixi vom Verkehrsministerium zufolge wird der Einsturz weitreichende Konsequenzen haben, da die Brücke komplett abgerissen werden müsse. Das werde «schwerwiegende Auswirkungen» auf den Verkehr haben und so Probleme für Bürger und Unternehmen bringen.
Wie ist der Zustand der Brücken in Italien allgemein? Die Brücken-Katastrophe lässt in Italien die Alarmglocken schrillen. Laut der Tageszeitung «La Repubblica» sind um die 300 Brücken und Tunnel marode. Grund dafür seien die veraltete Infrastruktur und die lückenhafte Instandhaltung.