Mit Trommelwirbeln und einem Eidruf werden wie immer traditionell am heutigen 6. Mai ganze 36 neue Angehörige der päpstlichen Schweizergarde vereidigt. Ignazio Cassis wird als Gast der Zeremonie beiwohnen und Papst Franziskus persönlich treffen.
Ab heute werden die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Vatikan auch offiziell normalisiert sein. Denn Cassis wird die erste Schweizer Botschaft beim Vatikan überhaupt anlässlich des Baubeginns vorstellen und so quasi symbolisch eröffnen.
Vatikan global sehr gut vernetzt
«Der Heilige Stuhl hat die besten Kontakte zur Welt», sagt der frühere Diplomat Paul Widmer. Er war von 2011 bis 2014 als Schweizer Botschafter beim Vatikan akkreditiert und erklärt: «Im Allgemeinen hat ein Land eine Botschaft in einem anderen Land und vielleicht noch ein, zwei Generalkonsulate.»
Widmer weiter: «Der Heilige Stuhl hat auf der ganzen Welt 3000 Diözesen und 40'000 Priester. Er weiss, was in der hintersten Ecke des Kongos passiert.» Es ergebe also Sinn, dass die Schweiz einen eigenen Botschafter beim Vatikan vor Ort in Rom habe.
Diplomatischer Austausch erst seit 1991
Bislang war der Schweizer Botschafter in Slowenien auch noch für den Vatikan zuständig. Das Verhältnis zwischen Bern und dem Vatikan war lange nicht einfach. Fast 50 Jahre lang bis 1920 waren die diplomatischen Beziehungen sogar abgebrochen.
«Das hat vor allem mit uns und unserer Innenpolitik zu tun», so Diplomat Widmer. Grund waren vor allem Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken innerhalb der Schweiz. Erst seit 1991 gibt es wieder einen Schweizer Botschafter, der beim Vatikan akkreditiert, aber bisher physisch nicht vor Ort war.
Von über 90 Prozent der Staaten anerkannt
Viele würden altgediente, aber damit auch sehr erfahrene Diplomaten in den Vatikan entsenden, sagt Widmer. «In verschiedenen Ländern wie Deutschland oder Österreich wird die Stelle sehr hoch eingestuft – gleich hoch wie Washington oder Moskau.»
Nun wird also die Schweiz auch physisch an diesem diplomatischen Hotspot vertreten sein. Da sich die Schweiz und der Vatikan traditionell als Friedensvermittler sehen, wird beim Treffen zwischen Cassis und Franziskus sicherlich auch das umstrittene Vorhaben des Papstes zur Sprache kommen, nach Moskau zu reisen.