Es gilt die alte Fussballweisheit: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Armin Laschet hat den Kampf um den Parteivorsitz zwar gewonnen, aber er ist damit noch nicht Kanzlerkandidat der Union von CDU und CSU. Das werden die beiden Parteien anfangs April gemeinsam entscheiden. Doch als CDU-Chef hat er das erste Zugriffsrecht, denn in der gemeinsamen Bundestagsfraktion ist die CDU viermal stärker als die Schwesterpartei CSU.
Aber: Laschet hat letztlich nur deshalb gewonnen, weil die CDU eine Partei ist, für die politische Macht das entscheidende Kriterium ist. Friedrich Merz hat zwar viele Fans in der CDU, aber vor allem das Parteiestablishment traut ihm nicht zu, eine breite Mitte der Bevölkerung bei der Bundestagswahl anzusprechen. Und das ist die entscheidende Frage.
Fragen sind immer Machtfragen
Aber dieser Frage muss sich auch Armin Laschet stellen. Er wird zwar immer – eine Parallele zu Angela Merkel – sträflich unterschätzt. Eine Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) gewinnt man nicht einfach mal so. Und Laschet regiert in NRW zusammen mit der FDP geräuschlos, obwohl nur gerade mit einer Stimme Mehrheit. Laschet ist beides: Rheinische Fröhlichkeit, aber auch zäh.
Im Frühling, wenn die Entscheidung fällt, wird er sich der Frage stellen müssen, ob er der Union – also CDU und CSU – mehr Stimmen bringen wird als Markus Söder. In den neusten Umfragen sprechen sich 54 Prozent der Deutschen für Markus Söder als Kanzler aus, doppelt so viele wie für Armin Laschet. Dieser wird zwar nicht freiwillig das Feld für den Ehrgeizigen aus Bayern räumen, aber es könnte sein, dass ihm das die Partei nahelegt.
Der vierte Mann
Seine Ambitionen auf das Kanzleramt hat auch Gesundheitsminister Jens Spahn von der CDU nicht aufgegeben, obwohl er sich hinter Laschet eingereiht hat, Laschet und Spahn sind ja als Duo angetreten: ersterer als Parteichef, letzterer als Parteivize. Aber heute wurde Spahn mit dem schlechtesten Ergebnis als einer der fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Für Aufregung sorgte, dass er sich in der digitalen Fragerunde am Parteitag mit einer Werberede für Laschet eingeschaltet hat. Die Partei hat zwar kein Problem mit seinem Ehrgeiz, aber er wird oft auch als illoyal wahrgenommen. Ihm fliegt politisch auch der schleppende Impfstart um die Ohren.
Söder in der Poleposition
Es ist aktuell schwieriger Kanzlerkandidat der Union zu werden als Bundeskanzler in Deutschland, denn die Union führt in den Umfragen sehr klar. Der aussichtsreichste Anwärter bleibt auch nach der heutigen Wahl Markus Söder. Er wirbt für eine schwarz-grüne Regierung. Und man soll sich nicht täuschen lassen. Auch wenn er im Wahlkampf die Grünen attackieren wird, will er schwarz-grün. Aber im Wahlkampf wollen sich beide künftigen Partner profilieren und möglichst viel Stimmen machen.