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Chancay-Hafen in Peru Wie China mit einem Mega-Hafen in Südamerika Einfluss nehmen will

Das ist passiert: In Peru ist der erste von China kontrollierte Hafen Südamerikas eröffnet worden. Chinas Präsident Xi Jinping und Perus Staatschefin Dina Boluarte weihten den neuen Mega-Hafen Chancay ein. Das Projekt gilt als Herzstück der chinesischen Investitionen in Südamerika. Insgesamt sollen 3.5 Milliarden US-Dollar in den Bau der Hafenanlage investiert werden. In der ersten Ausbauphase können pro Jahr rund eine Million Container umgeschlagen werden. Der Hafen werde dazu dienen, die Entwicklung zwischen China und Lateinamerika zu fördern, kündigte Xi an.

Das Spezielle am Hafen: Chancay sei der erste Hafen in Lateinamerika, der vollständig von der staatlichen chinesischen Reederei Cosco betrieben werde, sagt Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado. «Chancay ist ein Hafen der Superlative: über 100 Fussballfelder gross, die grössten Containerschiffe können fast vollautomatisch an und ablegen. Wir sprechen da von Schiffen mit bis zu 24'000 Containern.» Und der neue Hafen verkürzt die Reisezeit nach China: Cosco wird eine direkte Route nach Shanghai einrichten. Dauerte die Überfahrt bisher mit Umwegen über andere Häfen bis zu 40 Tage, wird sie nun nur noch 23 Tage dauern.

Die Interessen Chinas: Es gehe nicht nur um direkte Seeverbindungen mit Peru, sondern mit ganz Südamerika, sagt China-Korrespondent Samuel Emch. «Peking schaut nicht nur auf Peru, sondern auf ganz Lateinamerika. Das wird deutlich, wenn man heute in China die staatlich kontrollierten Medien liest. Da ist Xis Besuch in Lateinamerika das Topthema.» Der Hafen in Peru sei eines von mehreren Grossprojekten, welche China in Lateinamerika nebst Kraftwerken, Strassenbahnen, und Brücken finanziert und gebaut habe.

Zwei lächelnde Menschen geben sich die Hand vor einer Flagge.
Legende: Chinas Staatspräsident Xi Jinping und die peruanische Präsidentin Dina Boluarte bei der Einweihungszeremonie in Lima, Peru. Reuters/ Paolo Aguilar

Die Kritik: Die chinesische Kontrolle des Hafens ist stark umstritten. «China nutzt unsere Abwesenheit aus und das ist ein echtes Problem», sagte der ehemalige US-Diplomat und Lateinamerika-Experte, Eric Farnsworth. Der peruanische Kongress hat ein Gesetz verabschiedet, das Cosco eine exklusive Nutzung des Hafens zusichert. «Das zeigt, dass China keinen Hafen für die Peruaner baut, sondern einen chinesischen Hafen in Peru. Das ist ein grosser Unterschied», schrieb der argentinische Logistik-Experte Agustín Barletti in der Zeitung «El Cronista».

Warum bemüht sich China um Lateinamerika? Anfangs sei China vor allem an Rohstoffen wie Eisenerz interessiert gewesen, später auch an Lithium, das für die Herstellung von Batterien von Elektrofahrzeuge benötigt wird, sagt Emch. «Auch Soja aus Brasilien und andere Nahrungsmittel aus Lateinamerika werden fleissig importiert.» Nebst der Sicherung von natürlichen Ressourcen gehe es China aber um geopolitische Ziele. «In erster Linie will sich China in Lateinamerika als Alternative zu den USA positionieren», so Emch. Dies sei China in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch gelungen. «Die meisten Länder in Lateinamerika haben heute mit China ein grösseres Handelsvolumen als mit den USA.»

Handelsvolumen hat sich verdoppelt

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Das Handelsvolumen zwischen China und Peru hat sich seit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens 2009 auf zuletzt 33 Milliarden US-Dollar verdoppelt. In den vergangenen zehn Jahren hat Peking rund 24 Milliarden Dollar in Bergbau- und Energieprojekte in dem südamerikanischen Land investiert.

Inwiefern kann Südamerika vom Konkurrenzkampf der Grossmächte profitieren? Die chinesische Charmeoffensive komme in Lateinamerika gut an, sagt Teresa Delgado. «Die grösste Volkswirtschaft Brasilien hat sich unter Präsident Lula da Silva China sehr angenähert.» Und trotzdem wolle es sich Lula mit den USA nicht verscherzen. «Er sucht einen Weg, wie er die Grossmächte gegeneinander ausspielen kann.» Auch Argentinien, die Volkswirtschaft Nummer zwei, nehme alle Investitionen mit Handkuss, so Delgado. «Ob die jetzt von den USA kommen oder von China.»

Biden, Xi und andere Staatschefs beraten in Lima

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Staats- und Regierungschefs der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) kommen ab heute Freitag in der peruanischen Hauptstadt Lima zu Beratungen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Region zusammen. Für US-Präsident Joe Biden ist es eines der letzten internationalen Spitzentreffen, bevor seine Amtszeit im Januar endet und Donald Trump wieder ins Weisse Haus einzieht.

In der Apec-Gruppe arbeiten 21 Staaten rund um den Pazifik zusammen. Sie wollen durch den Abbau von Handelsbarrieren ihr Wirtschaftswachstum stärken. Zur Gruppe gehören neben den USA auch China, Russland, Japan und Südkorea. Zum Abschluss des Apec-Gipfels am Samstag wird ein bilaterales Treffen zwischen Biden und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Fokus stehen: Die beiden kommen erstmals seit einem Jahr wieder zu einem persönlichen Treffen zusammen. Ab Montag werden Biden und Xi auch beim G20-Gipfel in Brasilien erwartet.

Echo der Zeit, 14.11.2024, 18 Uhr ; 

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