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China in der Zwickmühle «Verrat»: Peking hat wenig Freude an Panamahäfen-Verkaufsplänen

Eine Hongkonger Firma will die beiden wichtigsten Häfen am Panamakanal verkaufen. Chinas Regierung übt scharfe Kritik – kann womöglich aber nicht viel tun.

Darum geht es: Die Hongkonger CK Hutchison Holdings des Tycoons Li Ka-shing will ihre Hafenanlagen am Panamakanal an ein Konsortium zu verkaufen, zu dem auch die US-Investmentfirma Blackrock gehört. Bei dem Deal geht es um insgesamt 43 Häfen in 23 Ländern, die für rund 23 Milliarden Dollar die Hand wechseln sollen. Die Verkaufsabsicht wurde vor gut zwei Wochen bekannt, kurz nach Donald Trumps öffentlicher Ankündigung, er wolle den Panamakanal wieder in US-Hände bringen. Doch jetzt versucht Peking offenbar, das Geschäft zu torpedieren.

Das will Trump: Der Panamakanal ist eine der wichtigen Wasserstrassen der Welt. Der Kanal in Mittelamerika verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Jedes Jahr passieren mehr als zehntausend Handelsschiffe den Kanal. Ursprünglich wurde der Panamakanal von den USA gebaut, seit Ende 1999 gehört er Panama, nachdem 1977 der damalige US-Präsident Jimmy Carter eine entsprechende Vereinbarung eingegangen war. Doch kürzlich kündigte der amtierende US-Präsident, Donald Trump, an, er wolle den Kanal und vor allem die Häfen an beiden Enden wieder unter amerikanische Kontrolle bringen – womöglich sogar mit militärischer Gewalt.

Grosses Containerschiff im Panama-Kanal Schleusensystem.
Legende: Jedes Jahr passieren mehr als zehntausend Handelsschiffe den Panamakanal. Dieser wurde von den USA gebaut und 1914 in Betrieb genommen. Reuters/Enea Lebrun

Pekings Kritik: Das chinesische Aussenministerium behauptet, dass der kritisierte Deal mit Blackrock unter Zwang und Mobbing zustande komme. In Zeitungsartikeln und Kommentaren, die auf der Webseite des Hongkonger Repräsentationsbüros Pekings veröffentlicht wurden, wird der Verkauf auch als Verrat bezeichnet. CK Hutchison plane eine Auslieferung ohne Rückgrat, nur durch Profitstreben motiviert. Das sei ein Kniefall und missachte die nationalen Interessen Chinas, ist auf der Webseite zu lesen. «Das sind deutliche Worte», sagt SRF-Chinakorrespondent Samuel Emch. Die Publikation auf der Behördenwebseite bedeute, dass das auch die Zentralregierung in Peking so sehe.

Vom Tellerwäscher zum Milliardär

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Mann mit Brille lächelt am Mikrofon.
Legende: Reuters/Thyrone Siu

Die Geschichte des inzwischen 96-jährigen Hongkongers Li Ka-shing, der vom Tellerwäscher zum Milliardär wurde, verlief parallel zum Aufstieg der ehemaligen britischen Kolonie Hongkong. Sein Geschäftsimperium berührt fast jeden Aspekt des täglichen Lebens in Hongkong, von Immobilien und Supermärkten bis hin zu Telekommunikation und Versorgungsunternehmen. Weltweit gehören zu seinem Konglomerat unter anderem die britische Drogeriekette Superdrug und der europäische Mobilfunknetzbetreiber Three – und eben auch die 43 Häfen, darunter die beiden an den Enden des Panamakanals.

Forbes schätzt Lis Vermögen auf 38 Milliarden Dollar. Wegen einiger seiner Geschäftsentscheidungen ist er auch in der Vergangenheit schon von Peking kritisiert worden. So wurde ihm 2015 vorgeworfen, «unmoralisch» zu sein, als er einige Vermögenswerte auf dem chinesischen Festland verkaufte. Und während der Pro-Demokratie-Proteste 2019 wurde Li von einigen Peking-Anhängern wegen seiner vermeintlichen Ambivalenz gegenüber den Unruhen kritisiert. Seit 2018 führt sein ältester Sohn Victor die Geschäfte von CK Hutchinson.

Wichtig für China: Die Handelsroute via Panamakanal ist für die Handelsnation China sehr bedeutend. Doch auch Panama selber ist für Chinas Einfluss in Lateinamerika wichtig. Es geht dabei um die Sicherung der Handelswege, weil auch Rohstoffe zum Beispiel aus Brasilien durch den Kanal nach China gelangen. Panama war auch ein Unterzeichner des neuen Seidenstrassen-Projekts von Präsident Xi Jinping. Allerdings hat sich das Land inzwischen aus dem Projekt verabschiedet. Ausserdem ist der Panamakanal strategisch wichtig: Man stelle sich eine militärische Eskalation beispielsweise um Taiwan vor, in die die US-Armee hineingezogen würde. Da wäre der Kanal ein wichtiger Verkehrsweg.

Das tut Peking: Offenbar hat Peking nun verschiedene Behörden damit beauftragt, abzuklären, ob der Verkauf an Blackrock noch zu verhindern ist. Experten sind sich allerdings einig, dass die rechtlichen Mittel limitiert sind. Peking könnte jedoch den Druck auf CK Hutchison erhöhen – schliesslich betreibt der Konzern auch Häfen in Hongkong und Festland-China. Peking könnte den Verkauf auch als eine Sache der nationalen Sicherheit definieren und auf das umstrittene nationale Sicherheitsgesetz zurückgreifen. Allerdings ist beides heikel für Peking: Denn damit wäre klar, dass geschäftliche Entscheide in China zunehmend politisiert würden. Und dabei versucht Peking gerade, das Vertrauen der Privatwirtschaft zurückzugewinnen.

Rendez-vous, 20.3.2025, 12:30 Uhr ; 

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