- Rund 100 Länder haben bei der Welthandelsorganisation beantragt, die Patentrechte der Impfstoffhersteller während der Pandemie freizugeben.
- Zwei Dutzend Nichtregierungsorganisationen fordern nun, dass auch die Schweiz diese Forderung unterstützt. Doch der Bundesrat lehnt das ab.
Nur wenige Länder wie die Schweiz seien bisher in der Lage gewesen, sich genügend Impfdosen zu sichern, heisst es in dem offenen Brief an den Bundesrat. Viele andere Länder, die nicht über die gleichen Mittel verfügten, müssten dagegen noch viele Jahre warten, kritisieren die Verfasser.
Unter ihnen ist auch die Nichtregierungsorganisation Public Eye. Deren Sprecher Oliver Classen sagt: «Wir haben im Moment eine Situation, in der klar ist, dass mindestens 70 Länder bis Ende dieses Jahres nicht in der Lage sein werden, auch nur zehn Prozent ihrer Bevölkerung zu impfen.»
Schweiz will nicht mitziehen
Um die Impfung für möglichst viele Menschen zu beschleunigen, müsse der Patentschutz gelockert werden. Die Verfasser fordern die Schweizer Landesregierung daher auf, bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine zeitweise Aufhebung des strengen Patentschutzes zu unterstützen.
Denn solange ein Unternehmen das Patent auf einen Impfstoff hat, darf ihn keine andere Firma ohne Lizenz kopieren und ihn dadurch billiger machen. Doch die Schweiz als Heimatland globaler Pharmakonzerne will nicht mitziehen und sieht auch in der WTO keine Mehrheit für den Vorschlag.
Dieser sei «schlicht und einfach zu fundamentalistisch und für viele Delegationen kontraproduktiv für das Ziel der globalen Versorgung mit Impfstoffen. Und eben aus diesem Grunde kann ihn auch die Schweiz nicht unterstützen, sondern lehnt ihn ab», sagt Mathias Schaeli, Leiter internationale Handelsbeziehungen beim Institut für Geistiges Eigentum.
Das letzte Wort hat die WTO
Nur mit einem Patentschutz hätten die Pharmaunternehmen einen Anreiz, die Impfstoffe später auch für die ganze Welt zu produzieren. Kritiker wie Classen von Public Eye überzeugt das nicht. «Dieses Argument sticht deutlich mehr in nicht-Pandemie-Zeiten.» In Zeiten von Covid-19 sei es verantwortungslos.
Das letzte Wort haben die WTO-Mitgliedsländer. Der zuständige Ausschuss stimmt Anfang Februar darüber ab, ob die Patentrechte der Impfstoffhersteller während der Pandemie freigegeben werden.