In Italien gelten wieder verschärfte Regeln bei der Bekämpfung der Pandemie. Die Lombardei oder das Piemont, sind erneut rote Zonen. Es gilt eine Ausgangssperre. Für die italienische Wirtschaft ein weiterer Schlag.
Um dessen Folgen abzufedern, hatte die italienische Regierung im Frühjahr einen Kündigungsstopp verhängt – was ein sehr weitreichender Eingriff des Staates in die Wirtschaft ist. Dieser Kündigungsstopp wurde jetzt verlängert.
Arbeitgeber ziehen mit
Dass die Gewerkschaften den Kündigungsstopp befürworten, ist wenig überraschend. Erstaunlicher ist, dass auch Arbeitgeber mitziehen. Donatella Prampolini ist Vize-Präsidentin von Confcommercio, einem der grössten Unternehmerverbände Italiens. Sie appelliert an die Verantwortung der Unternehmer in dieser schwierigen Lage.
Dass viele Firmenbesitzer den Kündigungsstopp unterstützen, liegt daran, dass vor allem der Staat die Kosten trägt. Er zahlt die Löhne jener Angestellten, die wegen der Corona-Pandemie nicht mehr arbeiten können. Konkret: der Staat hat Millionen von Arbeitnehmenden Kurzarbeitsentschädigungen ausbezahlt.
Das aber war nicht das einzige Zugeständnis an die Arbeitgeber. Tania Scacchetti arbeitet für die grösste Gewerkschaft Italiens, die CGIL. Sie sagt, der Kündigungsstopp gelte keineswegs absolut: «Firmen, die aufgeben müssen, Konkurs gehen, können ihre Angestellten weiterhin entlassen.» Auch aus disziplinarischen Gründen seien Entlassungen möglich.
Die Gewerkschafterin nennt aber noch einen weiteren wichtigen Bereich, in dem der Kündigungsstopp nicht greift: Nur wer einen festen, unbefristeten Arbeitsvertrag hat, ist vor einer Kündigung geschützt.
Eine soziale Bombe könnte explodieren.
Dazu muss man wissen: In den letzten Jahren hat die grosse Mehrheit von jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nur noch befristete Arbeitsverträge erhalten. Und wer im Tourismus tätig ist, hat in vielen Fällen lediglich einen kurzfristigen Saison-Vertrag. All diese Angestellten werden vom Kündigungsstopp nicht geschützt.
Und trotzdem: Mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag war man vorerst auf der sicheren Seite. Was aber passiert ab nächstem März, wenn der Kündigungsstopp auslaufen soll? Rollt dann eine Kündigungswelle auf Italien zu? «Genau das befürchten wir. Es wird Entlassungen geben», sagt Prampolini vom Unternehmerverband Confcommercio.
Experten sagen, dass der Staat einen Kündigungsstopp verhängte und dafür millionenfach Kurzarbeitsgelder zahlt, habe viele Betriebe gerettet. «Doch wenn diese Massnahmen ab März des nächsten Jahres auslaufen, werden bis zu 270'000 italienische Betriebe aufgeben müssen», schätzt Prampolini.
Bella Italia droht harte Landung
Unter den Betrieben, denen die Schliessung droht, sind viele kleine: zum Beispiel Läden, Restaurants, Bars. Wenn jeder dieser Betriebe im Durchschnitt auch nur drei Mitarbeitende hat, dann könnten im nächsten Jahr bis zu einer Million Angestellte ihre Arbeit verlieren.
Dieses Szenario erschreckt auch die Gewerkschaften: «Eine soziale Bombe könnte explodieren», sagt Gewerkschafterin Scacchetti. Sie fordert deshalb, dass der Kündigungsstopp samt Kurzarbeitsgeld im nächsten März nicht für alle Branchen auslaufen dürfe. Jene Betriebe, die ohne das Coronavirus bald wieder rentierten, müsse man weiter schützen.
Nur: Dem italienischen Staat fehlen die Mittel, die harte Landung noch lange aufzuschieben.