Am Sonntag hat Thailand eine Covid-Impfpflicht für alle internationalen Reisenden eingeführt – und einen Tag später wieder aufgehoben. Offenbar war die Impfpflicht wegen des erwarteten Ansturms von Feriengästen aus China eingeführt worden, wie Journalist Daniel Kestenholz in Thailand weiss. Immerhin: Reisende aus China müssen ab sofort einen negativen PCR-Test vorweisen.
SRF News: Wie kam es so rasch zur Aufhebung der Impfpflicht für Touristen in Thailand?
Daniel Kestenholz: Der Entscheid ist logisch erklärbar. China hat am Sonntag nach drei Jahren Abschottung wegen der Corona-Pandemie die Grenzen für Reisende geöffnet – und das Land mit 1.4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern ist einer der wichtigsten Tourismusmärkte für Thailand.
Die thailändische Regierung wollte eigentlich keine Beschränkungen für Touristen aus China.
Deshalb wollte die thailändische Regierung zunächst keinerlei Beschränkungen für Chinesinnen und Chinesen, was in der Bevölkerung aber für einen Aufschrei sorgte. Denn schliesslich weiss niemand so genau, wie die Pandemielage in China tatsächlich ist. In einer Kurzschlussreaktion führte die Regierung sodann umgehend eine allgemeine Impfpflicht ein, woraufhin an den internationalen Flughäfen das Chaos ausbrach. In einem neuerlichen Blitzentscheid wurde die Impfpflicht wieder gestrichen. Was übrig bleibt, ist die Pflicht für Einreisende aus China, einen negativen PCR-Test vorzuweisen.
Wie ist die pandemische Lage in Thailand?
Sie ist absolut unter Kontrolle, fast alle haben sich impfen lassen, die meisten sind zwei- oder sogar dreimal geboostert. Es gibt hier keine Impfzweifler. Ausserdem tragen die Menschen in Thailand in der Öffentlichkeit meist eine Maske, sie verhalten sich hygienisch sehr aufmerksam.
Die Menschen tragen in der Öffentlichkeit meist eine Maske.
China andererseits ist punkto Covid ein Schwarzes Loch, niemand weiss genau, was dort vor sich geht. Deshalb kam es zu den erwähnten Reaktionen von Regierung und Bevölkerung in Thailand auf die Reiseerlaubnis für Chinesinnen und Chinesen.
Wie bedeutend sind die Feriengäste aus China für Thailand?
China ist der weitaus bedeutendste Tourismusmarkt für Thailand, die beiden Länder trennen nur wenige Flugstunden. Mit der Corona-Pandemie brach der Markt mit Chinesen vor zwei Jahren völlig zusammen. Trotzdem aber läuft es wieder gut mit dem Tourismus in Thailand, seitdem im vergangenen Oktober alle Beschränkungen für Reisende aus dem Ausland aufgehoben wurden.
Die Flüge sind ausgebucht, die Strände sind voller Menschen.
Die Flüge sind ausgebucht, auch die Inlandsstrecken, ebenso die Züge. Die Strände sind voller Menschen. Die Lage hat sich sehr schnell erholt und quasi normalisiert. Trotzdem fehlt den Thais der wichtige Chinesenmarkt nach wie vor – und diese Lücke soll jetzt möglichst rasch wieder geschlossen werden.
Hat sich der für Thailand wirtschaftlich so immens wichtige Tourismussektor also auch ohne Chinesen bereits wieder erholt?
Ja, fast vollständig. Zwar sieht man immer noch einzelne Läden mit «Zu verkaufen»-Schildern. Doch es herrscht wieder Leben. In den letzten zwei Jahren hatte man Thailand für sich allein – an den Stränden, in den Nationalparks waren keine Touristen. Das hat sich in Windeseile geändert. Man könnte fast vergessen, dass zwei Jahre lang Pandemie war. Offenbar besteht ein riesiger Nachholbedarf, Ferien in Thailand zu verbringen. Entsprechend kommen die Menschen in Strömen, und die Thais sind bereit dafür.
Das Gespräch führte Nicolas Malzacher.