Darum geht es: Thailand gilt als Land mit einer harten Drogenpolitik. Doch jetzt hat die Regierung den Anbau und Besitz von Cannabis legalisiert – als erstes Land Asiens. Die thailändische Regierung unterstützt den Anbau sogar und verteilt eine Million Setzlinge an die gut 70 Millionen Thailänderinnen und Thailänder. Es gibt allerdings eine wichtige Einschränkung: Der maximale THC-Gehalt des zum Anbau zugelassenen Cannabis liegt bei 0,2 Prozent. «High» wird man vom thailändischen Industriehanf also nicht. Zum Vergleich: In der Schweiz darf Cannabis mit einem THC-Gehalt von bis zu 1 Prozent legal gehandelt und verkauft werden.
Deshalb die Legalisierung: Cannabis solle in Thailand im grossen Stil für Gesundheitszwecke angebaut werden, so die Idee des Gesundheitsministers, wie der freie Südostasien-Korrespondent Lukas Messmer weiss. Thailand erhoffe sich dadurch ein Geschäft, möglicherweise auch mit dem Export von medizinischem Cannabis, das kein psychoaktives THC enthält. Zudem soll die Legalisierung eine Entspannung in den überfüllten Gefängnissen Thailands bringen – bereits wurden 4000 Häftlinge entlassen, die wegen Cannabis-Vergehen eingesessen hatten.
Trotz allem bedeutet der Schritt eine Entkriminalisierung von Cannabis in Thailand.
Das sind die Probleme: Die Frage bleibt offen, wie die thailändischen Behörden künftig unterscheiden wollen, ob jemand legales Cannabis ohne THC raucht oder illegales, das psychoaktives THC enthält. «Die Situation ist vergleichbar mit jener in der Schweiz», sagt Messmer. Hier ist der Cannabis-Wirkstoff CBD legal, nicht aber THC in grösserer Konzentration als 1 Prozent. Das Problem: Der Cannabispflanze sieht man nicht an, wie viel THC sie enthält. Das muss in einem Labor geprüft werden. «In Thailand ist das in der Realität kaum umsetzbar», so der Korrespondent. Trotzdem: «Die thailändische Polizei soll künftig Cannabisbesitzer weniger verfolgen – was trotz allem eine Entkriminalisierung von Besitz und Konsum von Cannabis bedeutet.»
Darum könnte es funktionieren: Cannabis ist in Thailand seit Jahrhunderten als traditionelles Heil- und Genussmittel bekannt, die Pflanze ist also tief in der thailändischen Gesellschaft verwurzelt. Jetzt, da die Pflanze 85 Jahre nach ihrem Verbot 1937 wieder legal ist, könne Cannabis in Thailand zumindest als Heilmittel wieder konsumiert werden, so Messmer. «Das freut hier viele Menschen.» Wer zu Hause einen Joint rauchen wolle, könne das jetzt einigermassen entspannt tun – auch wenn das so nicht offiziell gesagt werde. «Die Zeit, da aller Besitz von Marihuana drakonisch bestraft wurde, ist in Thailand vorbei.»