Wer in Italien zur Arbeit will, muss ab heute geimpft, getestet oder genesen sein und dies mit einem Zertifikat, dem «Green Pass», beweisen. Von der umstrittenen Coronaregel sind 23 Millionen Beschäftigte in allen Branchen betroffen.
Wie erwartet kam es am Tag der Einführung des Corona-Zertifikats zu Protesten, wobei das befürchtete Chaos ausblieb. An den wichtigsten Häfen in Triest und Genua streikten nach Medienangaben Hunderte von Arbeitern und versuchten, die Zugänge zu blockieren. Der Verladebetrieb wurde aber nicht entscheidend beeinträchtigt.
Blockade-Aktionen und Kundgebungen
In etlichen Städten versuchten Demonstranten, Strassen oder Plätze zu blockieren und den Verkehr aufzuhalten. Die Polizei konnte solche Ansammlungen aber auflösen.
«Die ganz grossen Proteste, auch gewalttätige wie letzten Samstag in Rom, sind heute in Italien ausgeblieben», so SRF-Korrespondent Philipp Zahn. Die Häfen in Triest und in Genua hätten normal funktioniert.
Die Angst vor Störungen sei aber begründet gewesen, so Zahn: Die Hafenarbeiter in Triest haben mit nur 60 Prozent eine relativ niedrige Impfquote im nationalen Vergleich: «Die Hafenarbeiter haben sich sinnbildlich für die rund vier Millionen beschäftigten Italiener auf die Strassen gestellt, die nicht geimpft sind.» Der Streit dreht sich neben der Impfung auch um die Frage der Kostenübernahme der Covid-Tests.
Auch politischen Protest gegen die Zertifikatspflicht gab es in den vergangenen Wochen. Dieser stammte vor allem aus dem rechten Lager von den Fratelli d'Italia und auch von Salvinis Partei. Im Moment halten sich beide Parteien etwas zurück.
Zurückhaltung wegen bevorstehenden Wahlen
Das könnte mit den kommenden Stichwahlen in vielen Städten und Gemeinden zusammenhängen, vermutet Zahn. «Da sieht es für Mitte-Rechts momentan nicht sehr gut aus.» Die Rechtsnationalen hätten gemerkt, dass sie mit dem Thema Covid in der italienischen Öffentlichkeit nicht punkten.
Die Exponenten der neofaschistischen Nuova Forza sitzen in Untersuchungshaft. Sie sorgten vor einer Woche in Rom für Schlagzeilen. Man erwarte also auch vonseiten der Forza Nuova und anderen extremistischen Kräften in Italien nicht, dass sie noch einmal versuchen, auf den Zug aufzuspringen oder womöglich in der Öffentlichkeit zu randalieren.