Bis vor einer Woche stieg die Zahl der Neuinfektionen in Italien äusserst steil an. Seit dieser Woche ist der Anstieg flacher geworden. Das wird in Italien mit Genugtuung aufgenommen. Und trotzdem reiche das bei Weitem nicht, sagt etwa Attilio Fontana, Gouverneur der hauptbetroffenen Region Lombardei.
«Wenn ihr es mit netten Aufforderungen nicht versteht, dann müssen wir zu aggressiveren Massnahmen greifen», sagte Fontana den rund zehn Millionen Lombarden in einem dramatischen Appell, sich an die Ausgangssperre zu halten. Denn, so der Gouverneur, die Spitäler seien voll. Die Städte Bergamo und Brescia haben auf den Intensivstationen ihrer Spitäler kein Bett mehr frei.
Bergamo plant auf dem Messegelände ein Not-Spital. Doch es fehlt an Beatmungsmaschinen und an Personal. In Bergamo ist unterdessen selbst das Krematorium in einen Engpass geraten. Fahrzeuge der Armee brachten in der Nacht auf heute Särge zur Einäscherung in Nachbarregionen.
In dieser äusserst schwierigen Lage greift die Regionalregierung der Lombardei noch zu einem anderen Mittel: Sie hat auf die Daten der Handybetreiber zugegriffen. Über das Ortungssystem der Mobiltelefone hat die Regionalregierung ermitteln lassen, wie viele Leute tatsächlich zuhause bleiben.
Auf welcher gesetzlichen Grundlage sie das tat, hat sie nicht mitgeteilt. Die Erhebung ergab: Rund 60 Prozent der lombardischen Bevölkerung bleiben vorschriftsgemäss zuhause, 40 Prozent aber nicht. Die gehen weiter arbeiten, einkaufen oder spazieren. Das seien zu viele, sagen die Behörden.
Wer sich ohne guten Grund von zuhause weg bewegt, dem drohen Bussen oder gar Haft. Ursprünglich sollten diese Anordnungen bis am 2. April gelten. Nun wurden sie auf unbestimmte Zeit verlängert. All dies in der Absicht, die Kurve der Neuinfektionen weiter abflachen zu lassen.