Wie verbreitet sind die mutierten Viren und insbesondere die brasilianische Variante in der Schweiz? Insgesamt sind in der Schweiz bisher 4411 Fälle mit mutierten Virus-Varianten entdeckt worden, rund 60 Prozent mehr als noch vor einer Woche. 1692 entdeckte Fälle gehen aber auf die britische Virusvariante zurück (B.1.1.7.), 69 Fälle auf die südafrikanische Variante (B.1.351). Bei den übrigen 2650 Fällen war zwar eine Mutation vorhanden, die Linie aber unklar.
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, teilte am Dienstag mit, dass man nun zum ersten Mal auch einen Fall der brasilianischen Variante P.1 in der Schweiz entdeckt habe.
Wie gelangte die brasilianische Variante in die Schweiz? Dazu konnte das BAG noch keine Auskunft geben. Es ist noch unklar, wie diese Virusvariante in die Schweiz gelangt ist.
Was kann man über diese neue brasilianische Variante sagen? Die brasilianische Variante P.1 wurde zu Beginn vor allem in der Stadt Manaus nachgewiesen. Vieles sei aber noch unklar, sagt Thomas Häusler, Leiter der Wissenschaftsredaktion bei SRF.
«Diese Variante hat rund 20 Veränderungen im Erbgut und einige dieser Mutationen machen die Forscher nervös, weil sie teilweise auch in den Varianten aus Grossbritannien und Südafrika vorkommen und weil eine davon dem Virus helfen könnte, die Immunantwort des Körpers zu unterlaufen.»
Ist die brasilianische Variante ansteckender? «Sie ist ansteckender. Bereits durch das ursprüngliche Virus Infizierte können nochmals infiziert werden», erklärte Virginie Masserey vom BAG.
Darauf deuten auch die Daten aus Manaus hin: Bereits im April 2020 kam es in der Millionenstadt zu einer starken Ausbreitung des Virus. Seit Januar kommt es zu einer erneuten heftigen Welle mit hohen Todeszahlen – und das, obwohl Messungen im Oktober nahelegten, dass drei Viertel der Bevölkerung bereits Antikörper im Blut hatten. Trotz der Antikörper gab es also keine Herdenimmunität, die den Ausbruch hätte verhindern sollen.
Sollte es tatsächlich Reinfektionen geben, verläuft die Krankheit dann gleich, schlimmer oder milder? Man kennt Reinfektionen mit dem normalen Coronavirus. Und dort verliefen sie meist sehr mild, sagt Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Wie es bei Reinfektionen mit P.1 verläuft, ist noch unbekannt.
Wirken die Impfstoffe gegen P.1 und gegen andere Varianten? Das wird zurzeit intensiv untersucht. Viele Experten fordern, man müsse sich ernsthaft Gedanken machen, wie man die Corona-Impfstoffe möglichst rasch an neue Viren-Varianten anpassen könne. Südafrika hat soeben die Verabreichung des Astra-Zeneca-Impfstoffs gestoppt, weil die Behörden daran zweifeln, dass dieser ausreichend vor der südafrikanischen Variante B.1.351 schützt.