Das ist passiert: Ein fehlgeschlagenes Update der Cybersicherheitsfirma Crowdstrike hat weltweit zu weitreichenden IT-Störungen geführt. Betroffen waren unter anderem Fluggesellschaften, Medien- und Telekommunikationsunternehmen sowie Spitäler und Läden. Weltweit strandeten Tausende Passagiere an Flughäfen, Tausende von Flügen wurden annulliert, Operationen mussten abgesagt werden und Lebensmittelläden vorübergehend schliessen. Crowdstrike teilte am Mittag mit, das Problem erkannt und behoben zu haben. Sie verwiesen ihre Kunden auf ein neues Update. Die verursachten Störungen dauerten jedoch noch mehrere Stunden an.
Das war der Grund: Crowdstrike betonte, dass es sich nicht um eine Cyberattacke oder einen Sicherheitsvorfall gehandelt habe. Der Softwarefehler steckte nach Angaben des Unternehmens in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Die betroffene Software solle vor Cyberangriffen schützen und müsse deshalb ständig aktualisiert werden, weiss Guido Berger, Leiter der SRF-Digitalredaktion. «Genau bei einem solchen Update hat sich nun dieser Fehler eingeschlichen. Ein Fehler, der offenbar so schwerwiegend war, dass er nicht nur die Software selbst zum Absturz brachte, sondern gleich den ganzen Computer, auf dem die Software installiert war, mit herunterriss.»
Die Auswirkungen in der Schweiz: Die Störungen haben den Flughafen Zürich zeitweise lahmgelegt. Insgesamt fielen mindestens 120 Flüge von und nach Zürich aus. Bei der Fluggesellschaft Swiss waren rund 9300 Passagiere betroffen. Die Systeme der Swiss waren gemäss deren Angaben von der Panne ebenso wenig betroffen wie jene der Flughäfen Zürich, Genf und Basel-Mülhausen. Betroffen war allerdings die Flugraumüberwachung Skyguide, was die Flugpläne am Flughafen Zürich durcheinanderwirbelte. Auch einige Systeme der Stromlieferanten Axpo, CKW und BKW wurden lahmgelegt. Auf die Spitäler hatte die Panne keine Auswirkungen. Ebenso wenig auf die SBB, Lebensmittelgeschäfte wie Coop, den Schweizer Börsenbetreiber SIX sowie auf Telekommunikationsfirmen wie die Swisscom. Auch Schweizer Banken wie die Postfinance, Raiffeisen oder ZKB waren von den Störungen nicht betroffen.
Die Auswirkungen weltweit: Die Panne führte in zahlreichen Ländern zu Problemen. Betroffen waren mehrere Flughäfen, darunter in Deutschland, den Niederlanden, Tschechien, Grossbritannien, Italien, Australien, in den USA, Indien, Singapur sowie auf der Ferieninsel Mallorca. Gemäss dem Luftfahrtanalyse-Unternehmen Cirium wurden am Freitag weltweit 5000 Flüge gestrichen – 3000 mehr als am Vortag. Neben Spitälern, Arztpraxen und Apotheken waren in einigen Ländern auch Geldautomaten betroffen. Die Ausfälle haben auch grosse Konzerne wie Allianz, Siemens und BMW in Deutschland sowie britische und französische Fernsehsender teilweise lahmgelegt. In Deutschland musste der Lebensmittelhändler Tegut seine bundesweit 340 Märkte vorübergehend schliessen.
So geht es jetzt weiter: Am Flughafen Zürich normalisierte sich die Situation am Freitagabend zusehends. Die Betreiber rechnen damit, dass am Samstag wieder Normalbetrieb herrscht. Auch auf den international betroffenen Flughäfen sollte sich die Situation normalisieren, bis die Zehntausenden von gestrandeten Passagieren alle an ihrem Bestimmungsort sind, dürfte es allerdings noch dauern. Auch bei betroffenen Bahnbetreibern und Spitälern dürften die Auswirkungen noch einig Zeit spürbar sein.