- Nach dem Dammbruch in einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais steigt die Zahl der Opfer weiter an.
- Feuerwehr und Rettungsteams suchen fieberhaft nach möglichen Überlebenden.
- Mehr und mehr wird die Frage nach Verantwortlichen gestellt.
Der Damm an der Mine des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale war am Freitag gebrochen. Der Schlamm hatte eine rot-braune Schneise in das Gebiet gezogen und alles unter sich begraben.
Der Unglücksort liegt rund 450 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro. Die Schlammmassen hatten sich über Teile der Eisenerzmine und eines Wohngebiets gewälzt. Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman.
Der deutsche Technische Überwachungsverein (TÜV) Süd hatte die Anlage nach eigener Aussage noch im vergangenen September geprüft. Dabei seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden, heisst es. Man werde die angelaufenen Untersuchungen zur Unglücksursache unterstützen und alle nötigen Dokumente zur Verfügung stellen.
Jüngsten Angaben der Feuerwehr zufolge sind bisher 40 Tote geborgen worden. Bis zu 300 Menschen gelten noch als vermisst. Viele davon waren Mitarbeiter des Bergbaukonzerns Vale. Der Gouverneur des Bundesstaates, Romeu Zema, erklärte, es sei unwahrscheinlich, noch viele Überlebende zu finden. Bisher werden 23 Verletzte in Spitälern behandelt
Fernsehbilder zeigten wie ein Zug von den Schlammmassen erfasst und zerquetscht wird. Retter ziehen Menschen von Hubschraubern aus dem Schlamm. Ein Mann hievt seine vor Schmerzen schreiende Frau aus den Trümmern.
UNO-Chef bietet Hilfe an
António Guterres zeigte sich schockiert. «Der Generalsekretär ist zutiefst betrübt über den schrecklichen Verlust von Menschenleben und die erheblichen Schäden an Häusern und der Umwelt, die durch den Bruch des Damms in Brumadinho verursacht wurden», hiess es in einer Erklärung. «Die Vereinten Nationen sind bereit, die brasilianischen Behörden bei der Suche zu unterstützen». Auch Israel bot Hilfe bei den Rettungsarbeiten an.
Auf Luftaufnahmen wurde das Ausmass des Unglücks sichtbar, die Schlammlawine hatte sich kilometerweit ihren Weg gebahnt. Die braune Schlammflut erreichte auch die Wohngegend Vila Forteco und begrub ganze Häuser unter sich. Mindestens 81 Menschen wurden obdachlos.
Staatschef am Unglücksort
Präsident Jair Bolsonaro flog am Samstag im Hubschrauber über das Unglücksgebiet und machte sich ein Bild von der Lage. «Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um den Opfern zu helfen, die Schäden gering zu halten, die Fakten zu ermitteln, für Gerechtigkeit zu sorgen und diese Tragödien für die Brasilianer und die Umwelt künftig zu verhindern», schrieb er auf Twitter.
Erste Strafen angekündigt
Das Umweltministerium kündigte eine Strafe in Höhe von 250 Millionen Reais (rund 65 Millionen Franken) gegen den Minenbetreiber Vale an. Der Konzern habe gegen eine Reihe von Auflagen verstossen, erläuterte die Umweltbehörde Ibama. Medien zufolge sollen auch Vermögenswerte des Konzerns über eine Milliarde Reais als Sicherheitsleistung blockiert werden.
Forderung von Umweltschützern: «Brasilien muss die Regierungsbehörden stärken, die die wichtige Aufgabe haben, die wirtschaftlichen Aktivitäten mit hohem Risiko für Umwelt und Gesellschaft zu überwachen», sagte der Direktor der Naturschutzorganisation WWF in Brasilien, Mauricio Voivodic.