Baschar al-Assad wird 1965 in Damaskus geboren. Seine Familie gehört der islamischen Minderheit der Alawiten an. Sein Vater Hafez al-Assad putschte sich 1970 an die Macht. Der gelernte Augenarzt zeigte zunächst wenig Interesse an der Politik. Sein Bruder Basil war ursprünglich für das Amt als Staatsoberhaupt Syriens vorgesehen. Doch er verstarb 1994 bei einem Autounfall.
Daraufhin kehrte Baschar al-Assad aus London zurück, liess sich militärisch ausbilden und trat im Jahr 2000 die Nachfolge seines Vaters an. Durch ein Referendum, bei dem er der einzige Kandidat war, wurde er offiziell Staatschef.
Nach seinem Antritt galt Assad zunächst als Hoffnungsträger der Nation, zeigte sich volksnah und liberaler als sein Vater. Baschar al-Assad liess politische Gefangene frei und erlaubte einen offeneren Diskurs, bekannt als «Damaszener Frühling». Er inszenierte sich zunächst als Beschützer von verschiedenen Minderheiten. Bald darauf schränkte er die Freiheiten wieder ein.
Assad wandte sich stattdessen wirtschaftlichen Reformen zu. Er hob wirtschaftliche Beschränkungen auf, liess ausländische Banken ins Land, förderte den Privatsektor. Aussenpolitisch folgte Assad der antiisraelischen Politik seines Vaters und sah Iran als seinen Verbündeten.
2011: die Wende
2011 erreichte der Arabische Frühling Syrien und Proteste gegen Assads Herrschaft brachen aus. Demonstranten forderten mehr Freiheiten. Assad reagierte mit Gewalt, die friedlichen Proteste schlug er brutal nieder. Der Aufstand weitete sich zu einem Bürgerkrieg aus, der fast 500'000 Opfer forderte. Über zwölf Millionen wurden vertrieben. 2013 starben über 1000 Syrerinnen und Syrer durch Giftgasangriffe. In einem Rundschau-Interview 2016 weist Assad 2016 jegliche Verantwortung weit von sich . Er bezichtigt stattdessen westliche Staaten, Schuld an der Lage in Syrien zu sein.
In den letzten Jahren entwickelte sich der syrische Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg: Iran und Russland unterstützten das Regime, die Türkei die islamistischen Rebellen im Norden und die USA die Kurden im Nordosten. Das Eingreifen Russlands und die Unterstützung der Hisbollah-Miliz half Assad dabei, seine Position an der Macht zu halten.
Assad nutzte die Bedrohung durch islamistische «Terroristen», um sich als Garant der Sicherheit zu präsentieren. Unter seiner Führung baute der syrische Sicherheitsapparat ein Netzwerk aus Haftzentren aus, um Regierungskritiker wegzusperren. Dort sollen Häftlinge missbraucht worden sein.
2024: Assads kurzfristige Rückkehr auf die Politbühne
Bis Ende November schien der seit 2011 anhaltende Konflikt entlang eingefrorener Konfliktlinien zur Ruhe gekommen zu sein. Assads Regierung hatte die Kontrolle über den Grossteil Syriens zurückgewonnen. Trotz der anhaltenden westlichen Sanktionen wurde Syrien von der Arabischen Liga wieder aufgenommen. Saudi-Arabien kündigte im Mai an, nach zwölf Jahren wieder einen Botschafter nach Damaskus zu entsenden.
Die Offensive der islamistischen Rebellenallianz, angeführt von Haiat Tahrir al-Scham, begann vor wenigen Tagen, die Machtübernahme ging schnell. Die fast 54 Jahre andauernde Herrschaft der Familie Assad endet mit der Flucht von Baschar al-Assad aus der Hauptstadt Damaskus. Dies markiert eine neue Ära für Syrien, deren weitere Entwicklung jedoch noch unklar ist.