Es ist nicht das erste Enthüllungsbuch zu den Zuständen im Weissen Haus, aber es ist das erste Mal, dass der Autor einer der berühmtesten Journalisten der Welt ist. Bob Woodward deckte einst zusammen mit Carl Bernstein die Watergate-Affäre auf, die Präsident Nixon zu Fall brachte. Kein Wunder also, macht sein Buch Schlagzeilen, bevor es überhaupt herausgekommen ist. Nun hat Bob Woodward im US-TV bei CBS erstmals Stellung bezogen.
Leute, die mit Trump zusammenarbeiten, fürchten, dass er ihnen Befehle gibt, die die Sicherheit der USA oder der Welt bedrohen könnten.
«Fear» heisst das Buch von Woodward, «Angst». Denn es geht die Angst um im Weissen Haus, sagt er: «Leute, die mit Trump zusammenarbeiten, fürchten, dass er ihnen Befehle gibt, die die Sicherheit der USA oder der Welt bedrohen könnten», erklärt der 75-jährige Star-Journalist.
Viele Schlüsselfiguren unter den Befragten
Nach eigenen Angaben hat Woodward rund 100 Leute aus dem Umfeld der Trump-Regierung befragt, die Hälfte seien Schlüsselfiguren. Und deren Aussagen sind bedenklich. Sie zeigen einen cholerischen und unfähigen Despoten. Trump habe das Verständnis eines 11-Jährigen, wird da der Verteidigungsminister James Mattis durch eine Quelle zitiert. Dieser dementierte allerdings umgehend das Zitat in den Medien.
Eine andere Quelle im Buch behauptet, man habe schon Dokumente vom Pult des Präsidenten verschwinden lassen, etwa eine Aufkündigung des Freihandelsvertrags mit Südkorea. Dieser wurde dann neu verhandelt. «Er erinnert sich nicht an ein Geschäft, wenn es nicht auf seinem Pult liegt und sofort umgesetzt wird», erklärt dazu Woodward.
Oh Gott, wenn dieser Tweet losgeht, dann denkt Nordkorea, ein US-Angriff steht an.
Brandgefährlich sei anfänglich die Nordkorea-Krise gewesen. Trump drohte dem Land vor einem Jahr mit Verwüstung. Als «kleinen Raketen-Jungen» bezeichnete er den Herrscher Kim Jong-Un auf Twitter. Ein anderer geplanter Tweet brachte die Militärführung im Pentagon in die Sätze, sagt Woodward. «Er wollte tweeten, er lasse die Familien der US-Truppen in Südkorea nachhause holen. Im Pentagon realisierte man, oh Gott, wenn dieser Tweet losgeht, dann denkt Nordkorea, ein US-Angriff steht an.» Der Tweet wurde verhindert.
Trump kritisiert Woodward
Die Quellen von Woodward bleiben anonym, allerdings nennt CBS den ehemaligen Wirtschaftsberater Gary Cohn und Trumps nahen Mitarbeiter Rob Porter als wahrscheinliche Quellen. Diese haben bisher nicht dementiert. Präsident Trump nennt die Zitate ein Machwerk. Woodward habe sich schon immer gern wichtig gemacht.
Das sei nicht wahr, sagt Bob Woodward im Interview mit CBS. Er habe die Interviews akribisch dokumentiert und gezielte Gegenfragen gestellt, um die Glaubwürdigkeit von Aussagen messen zu können. Überprüfbar ist das nicht, man muss auf das Handwerk und die Ethik des Journalisten Woodward vertrauen.
Es ist sein neuntes Buch über einen US-Präsidenten. «Dieses ist aus dem Bauch der Bestie», sagt Woodward. «Die Leute müssen dringend wissen, was hier vor sich geht.»