Für die Sitzung von Repräsentantenhaus und Senat habe es kaum Planungen mit Blick auf mögliche Bedrohungen gegeben, beklagen Sicherheitskräfte. Und dies sei ungeachtet erkennbarer Warnzeichen geschehen, dass beinharte Anhänger Trumps – angestachelt durch dessen weiter unbewiesene Vorwürfe eines Wahlbetrugs – gewalttätig werden könnten. Trump hatte in zahllosen Tweets die Sitzung des Kongresses als letzte Möglichkeit für seine Anhänger dargestellt, den Wahlausgang zu ändern. In einem Tweet kündigte er sogar an, die Demonstration werde «wild».
Userinnen und User beklagen in den Sozialen Medien, der Umgang bei den mehrheitlich friedlichen «Black Lives Matter»-Demonstrationen (BLM) würde sich gravierend zum Sturm aufs Kapitol unterscheiden. Wir setzen die Handhabung seitens Regierung und Polizei während der beiden Ereignisse einander gegenüber:
Direkte Reaktion der Politik auf die Ereignisse
06. Januar 2021: Trumps Reaktion zum Sturm aufs Kapitol
29. Mai 2020: Die BLM-Proteste arten aus, die Polizeistation in Minneapolis wird angezündet.
29. Mai: Trumps Reaktion zu den BLM-Ausschreitungen in Minneapolis
Verwendung von Schildern und Flaggen
06. Januar 2021: Sturm aufs Kapitol: Die Polizei wird von der Menge zurückgedrängt, einige Polizeibeamte rennen davon. Zwischen den US-Flaggen wird die Flagge der Konföderierten gehisst – eine Flagge, die als Symbol für Rassismus und Sklaverei gilt.
4. Juni 2020, BLM: Die Demonstrierenden halten verschiedene thematische Schilder in die Luft. Die Polizei geht hart gegen weit verstreute Demonstrierende vor, sprühen Tränengas und verwenden Gummigeschosse.
Sicherheitsvorkehrungen
4. Juni 2020, BLM: Sicherheitshalber wird während der BLM-Demonstrationen das Lincoln Memorial von bewaffnetem Militär bewacht.
6. Januar 2021, Sturm aufs Kapitol: Der Kongress soll eigentlich durch die U.S. Capitol Police geschützt werden, einer rund 2000 Personen starken Polizeitruppe. Diese versuchte zunächst allein, sich gegen die Demonstrierenden zu stellen, die sich auf das Gelände drängten. Aus anfangs unklaren Gründen griffen andere Sicherheitskräfte des Bundes über Stunden nicht ein, als das Kongressgebäude von Demonstrierenden belagert wurde.
Dass es in der Folge von Trumps Aufruf zu Ausschreitungen kam, überrascht Sicherheitsexperten nicht. In den sozialen Medien hatte es über Wochen Drohungen mit und Warnungen vor Gewalt mit Blick auf die Sitzung des Kongresses gegeben.
Direkter Kontakt zwischen Zivilisten und Polizisten
1. Juni 2020, BLM: Auch hier werden friedliche Demonstrantinnen und Demonstranten in Tränengas eingetaucht.
6. Januar 2021, Sturm aufs Kapitol: Die Menge geht direkt auf die Polizei zu, diese versucht, sie zurückzudrängen. Auch hier scheint die Polizei schlecht organisiert und überfordert. Ein hoher Sicherheitsbeamter sagt dazu: «Das hätte nie passieren dürfen».
Reaktionen von Politikern nach den Ereignissen
6. Januar 2021, Sturm aufs Kapitol: Der gewählte und mittlerweile bestätigte Präsident Joe Biden ruft Donald Trump auf, als aktueller Präsident etwas zu unternehmen. Dieser lässt allerdings nichts von sich hören. Aus der Politik meldet sich der aktuelle Vizepräsident Mike Pence auf Twitter zu Wort.
2. Juni 2020, BLM: Donald Trumps Reaktion auf die BLM-Demonstrationen fiel anders aus. Er mahnte auf Twitter und in Reden, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mögen doch reagieren.