Denkt man an Russland – denkt man an Lenin. Denkt man an Lenin – denkt man an die Schweiz. Kommunist und Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin ist Ausgangspunkt der komplizierten Beziehungen zwischen beiden Ländern. Lenin floh 1916 ins Zürcher Asyl. Und die Schweiz als Hort geflohener Revolutionäre wie Lenin und Leo Trotzki pflegte positive Beziehungen zu diesen – aber nicht sehr lange. Lenin kehrt 1917 zurück und errichtet in den nächsten Jahren die kommunistische Diktatur in der Sowjetunion.
Der Landesstreik ändert alles
Aber auch in der Schweizer Gesellschaft brodelte es – mit langfristigen diplomatischen Folgen. Zwischen dem 12. und 14. November 1918 entlädt sich die soziale Unzufriedenheit in der Schweiz im Landesstreik. Hunderttausende Arbeiter und Gewerkschafter streiken, drei Menschen sterben. Zurück bleibt eine traumatisierte bürgerliche Mitte, die einen Umsturz wie in Russland fürchtet und ausserdem Moskau Einflussnahme beim Landesstreik vorwirft. Im Land herrscht fortan eine antikommunistische Stimmung.
Die Folge: Bevor diplomatische Beziehungen mit Moskau aufgenommen werden können, sind sie eigentlich schon beendet. Ein weiterer Zwischenfall verhinderte eine Annäherung: Im Jahr 1923 erschiesst der Auslandschweizer Moritz Conradi in Lausanne den sowjetischen Diplomaten Wazlaw Worowski aus Rache. Die Schweizer Geschworenen sprechen ihn später im Prozess frei.
Auswahl verschiedener Treffen Schweizer und russischer Politiker
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Bild 1 von 8. Bereits zum zweiten Mal trifft Ueli Maurer (SVP) auf Wladimir Putin. Der Bundespräsident hatte im Vorfeld des Besuchs betont, dass Russland international wieder vermehrt einbezogen werden müsse. Bei den Gesprächen wird es vor allem aber um Wirtschaftsfragen gehen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Ein erstes Treffen zwischen Maurer und Putin gibt es bereits 2014 zu Beginn der Krim-Krise. Am Rande der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi besuchte Putin das «House of Switzerland». Dort trifft er den damaligen Sportminister Maurer. Beim nicht offiziellen Treffen wurde die Krim-Krise nicht thematisiert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Auch während des Kalten Krieges unterhalten Bern und Moskau diplomatische Beziehungen. Hier spricht Bundesrat Pierre Aubert (SP, 3. von rechts) mit dem sowjetischen Aussenminister Andrei Gromyko (2. von links) in der russischen Botschaft in Bern. Über ihnen prangt das Porträt des damaligen sowjetischen Staatschefs, Leonid Breschnew. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 8. Michail Gorbatschow startet 1986 seine Perestroika – an deren Ende der Eiserne Vorhang vom «Wind of Change» weggefegt wurde. Im April 1989 steht die Mauer noch und Gorbatschow ist Generalsekretär der Kommunistischen Partei. Bundesrat Kaspar Villiger (FDP) liest sich trotzdem vor seiner Moskau-Reise etwas ein. Neben ihm sitzt seine Ehefrau Vera. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 8. Längst ist die Sowjetunion Geschichte als Russlands Aussenminister Igor Iwanow am 1. Juli 2002 sein Schweizer Pendant Joseph Deiss (CVP) in Moskau trifft. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Am 12. Mai 2007 empfängt Ex-Eishockeystar und Sportminister Wjatscheslaw Fetissow (rechts) Bundesrat Samuel Schmid (SVP) zu einem Arbeitsgespräch in Moskau. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Erst am 22. September 2009 kommt es zum ersten Staatsbesuch eines russischen Präsidenten in der Schweiz. Zwei Tage weilt Dmitri Medwedew in der Schweiz und trifft dabei natürlich auch Bundespräsident Hans-Rudolf Merz (FDP). Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. Auch am 13. Juli 2011 ist Medwedew (Mitte) noch russischer Präsident als Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (FDP) und seine russische Amtskollegin Elwira Nabiullina eine gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit bei der wirtschaftlichen Modernisierung austauschen. Diesmal findet das Treffen in der russischen Stadt Kolomna statt. Bildquelle: Keystone.
Erst nach dem Krieg erhalten die Beziehungen zwischen Bern und Moskau eine neue Dynamik. Dafür verlangt Stalin aber eine Entschuldigung der Schweiz für ihre Politik in der Zwischenkriegszeit. Die Schweiz kommt dem nach, indem sie ihre frühere Politik bedauere, sofern sie der Sowjetunion gegenüber als unfreundlich angesehen worden sei.
Erst einmal besucht ein russischer Präsident die Schweiz
Die diplomatischen Beziehungen werden wieder aufgenommen. Bundesräte treffen sowjetische und russische Minister. Erst 2009 erfolgt mit dem Besuch Dmitri Medwedews der erste Staatsbesuch eines russischen Präsidenten in der Schweiz. Dabei ist es bisher geblieben.
Aus dem aktuellen Bundesrat trifft 2014 Sportminister Ueli Maurer Russlands Wladimir Putin im House of Switzerland am Rande der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Putin war da längst wieder russischer Präsident und die Krim-Krise war in vollem Gange. Bei dem Treffen sprachen beide nicht darüber. Nun im Jahre 2019 treffen sich Maurer und Putin wieder. Diesmal trifft Bundespräsident auf Präsident.