Seit Tagen regnet es sintflutartig in Griechenland, Bulgarien und Teilen der Türkei. Normalerweise wäre es dort zu dieser Jahreszeit sonnig und trocken. Wieso jetzt dieser Regen? Verantwortlich dafür soll die sogenannte Omega-Wetterlage sein. Felix Blumer von SRF Meteo beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was genau ist eine Omega-Wetterlage?
Bei einer Omega-Lage reden wir eigentlich von einem Wetterphänomen in der oberen Atmosphäre. Im Idealfall verläuft der Jetstream, das Starkwindband, in einer Höhe von 7000 bis 10'000 Metern von Westen nach Osten und trennt die kalte Luft im Norden von der warmen Luft im Süden. In der Realität macht der Jetstream aber Wellenbewegungen. Im Extremfall lenkt er weit nach Norden aus und bildet dort eine Art Blase, das Omega-Hoch, während weit im Süden das eine Tief fast das andere Tief aufholt.
Warum sind diese Omega-Lagen derart stabil?
In der aktuellen Lage hat das Tief vor der portugiesischen Küste, das Tief über dem Westbalkan und Griechenland schon fast aufgeholt. Wobei die heftigen Regenfälle auf der östlichen Seite von diesem Tief niedergehen, nicht nur in Griechenland, sondern auch in Bulgarien und in der Türkei. Die beiden Tiefdruckgebiete blockieren sich also gegenseitig und graben sich gegenseitig die Energie ab. Durch diese blockierte Lage bewegen sich die beiden Tiefs kaum mehr und regnen sich über Tage an der gleichen Stelle aus, was natürlich zu Überschwemmungen führt. Anfangs Woche ist übrigens auch Spanien sehr hart getroffen worden.
Hat der viele Regen in Griechenland weitere Gründe?
Nebst dem blockierenden Effekt kommt dazu, dass das Mittelmeer extrem warm ist. Damit verdunstet sehr viel. Weil auch die Luft darüber sehr warm ist, kann sie extrem viel Feuchte aufnehmen, und es kommt zu Starkregenfällen. Es ist aber ein Phänomen, das praktisch jeden Herbst im Mittelmeerraum auftritt, in diesem Frühherbst einfach sehr extrem. Um das zu quantifizieren: In der Ortschaft Zagora in Thessalien sind 750 Millimeter Regen in 24 Stunden gefallen. Zum Vergleich: Vor 10 Tagen hat es in Biasca 400 Millimeter in 3 Tagen gegeben, und wir hatten das Gefühl, das sei extrem viel. Der europäische Höchstwert für einen 24-Stunden-Regen liegt übrigens bei 1121 Millimeter, gemessen 1982 in Spanien.
Wie geht es in Griechenland wettermässig weiter? Hört es bald auf zu regnen?
Die Omega-Lage mit Sommerwetter bei uns bleibt noch bis Anfang kommender Woche bestehen. Allerdings zieht das Tief Daniel, das in Griechenland den Starkregen gebracht hat, jetzt nach Südosten weiter und in Griechenland trocknet es nun ab.
Kann es ein Omega-Hoch überall in Europa geben?
Ja, solche Omega-Lagen gibt es immer wieder. Auch im Sommer 2003, im Sommer 2018 und im vergangenen Sommer sind wir sehr lange unter dem Hoch des Omegas gelegen. Die Folge sind Hitze und grosse Trockenheit gewesen. Kommen wir im Winter in ein Omega-Hoch, dann wird es bitterkalt, mit Temperaturen auch tagsüber im Bereich um -10 Grad. Dies war letztmals im Februar 2012 der Fall. Umgekehrt lag im Sommer 2021 das Omega-Hoch über Osteuropa und wir steckten im Tief, im westlichen Fuss des Omegas. Die Folge: Auch wir hatten damals Starkregen mit Überschwemmungen.