Das sagt der Sieger: Die Unionsparteien CDU/CSU haben trotz schwerer Verluste bei der deutschen Bundestagswahl die Regierungsbildung für sich beansprucht. Die Union habe sich ein besseres Ergebnis gewünscht, zugleich habe man aber die Wahlziele erreicht, sagte Fraktionschef Volker Kauder (CDU) am Sonntagabend in der ARD. «Wir haben einen Auftrag, eine Regierung zu bilden. Und gegen uns kann keine Regierung gebildet werden», sagte Merkel.«Wir haben einen Auftrag, Verantwortung zu übernehmen». Man brauche aber nicht drumherum zu reden, dass man sich bei der Bundestagswahl ein besseres Ergebnis gewünscht hätte. Mit Blick auf den Erfolg der AfD sagte sie: «Wir wollen die Wähler und Wählerinnen der AfD zurückgewinnen.»
Zudem lägen nun weitere grosse Herausforderungen vor der Union, sagte Merkel: «Dazu gehört vor allem, für wirtschaftlichen Wohlstand zu sorgen. Dazu gehört, die EU zusammenzuhalten und ein starkes Europa zu bauen. Dazu gehört, die illegale Migration zu bekämpfen.»
Das sagt die Überraschungspartei: Spitzenkandidat Alexander Gauland hat nach dem guten Abschneiden seiner Partei eine Kampfansage an die künftige Bundesregierung gemacht. «Wir werden sie jagen», sagte Gauland am Sonntag in Berlin. Die Partei wolle sich «unser Land und unser Volk zurückholen».
Die neue Bundesregierung «kann sich warm anziehen», sagte Gauland. «Wir werden die Regierung vor uns hertreiben», fügte Gauland unter dem Jubel der versammelten Parteianhänger hinzu. Gauland nannte den Einzug in den Bundestag einen «grossen Tag» in der Parteiengeschichte der AfD.
«Wir werden dieses Land verändern», sagte der stellvertretende Parteivorsitzende. Die AfD wolle sich dafür einsetzen, «dass das, was die Menschen auf der Strasse denken, im Bundestag wieder eine Rolle spielt». Die AfD wird den Prognosen zufolge drittstärkste Kraft im neuen Bundestag.
Das sagt der Verlierer: «Heute ist ein schwerer und ein bitterer Tag für die deutsche Sozialdemokratie» sagte Spitzenkandidat Martin Schulz in Berlin. Die SPD habe ihr Wahlziel verfehlt.
«Nach unserem Kernland Nordrhein-Westfalen haben wir auch die Bundestagswahl verloren», sagte Schulz am Sonntag vor Anhängern in Berlin. Die Aufnahme von einer Million Flüchtlinge in Deutschland spalte die Bevölkerung. Auch der SPD sei es nicht gelungen, einen Teil ihrer Wählerschaft von den Werten des Gemeinsinns und der Toleranz zu überzeugen.
Schulz will trotz der historischen Wahlniederlage Parteivorsitzender bleiben und die Sozialdemokraten in die Opposition führen.
Schulz nannte den historischen Wahlerfolg der rechtspopulistischen AfD «bedrückend». Er kündigte einen klaren Kurs gegen die AfD an, mit der erstmals eine rechtsextreme Partei in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehe.
«Die SPD wird für ihre Werte und Prinzipien des Gemeinsinns, der Toleranz und des Respekts in der nächsten Wahlperiode kämpfen.» Für die Sozialdemokratie gelte: «Wir werden unseren Kampf für Demokratie, Toleranz und Respekt weiterführen. Wir sind das Bollwerk der Demokratie.»