- Vier Wochen vor der deutschen Bundestagswahl kommt es zum ersten «Triell» der drei Kanzlerkandidaten.
- Armin Laschet von der Union, Olaf Scholz von der SPD und Annalena Baerbock von den Grünen stellen sich den Fragen der Journalisten bei RTL.
- Derweil sieht eine weitere Umfrage die SPD als stärkste Kraft. Die Sozialdemokraten gewinnen im «Sonntagstrend» im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte.
In der Debatte kam es kaum zu persönliche Angriffen. Die Frage der RTL-Moderatoren, was der oder die jeweils andere als Kanzler nicht könne, wollte keiner der Kandidaten beantworten. Dies sei nicht der passende Stil in diesem Wahlkampf, sagten alle Drei unisono.
Kontrovers ging es dagegen mitunter bei den Themen Afghanistan, Corona und Klimaschutz zu. Beim Thema Klima warf Baerbock ihren Kontrahenten zu wenig Ambitionen vor. «Wir haben nicht nur Sturzfluten.» Es müsse jetzt gehandelt werden: erneuerbare Energien deutlich ausbauen, Solarpflicht für alle Dächer, den Kohleausstieg deutlich vorziehen und ein Ende von Verbrennermotoren ab 2030.
Laschet warf Baerbock dagegen ein industriefeindliches Vorgehen vor. «Sie legen der Industrie Fesseln an und sagen, dann lauf mal schneller.»
Kein Lockdown mehr - Ja zur Maskenpflicht im öV
In der Coronavirus-Pandemie schlossen alle drei Kandidaten einen erneuten Lockdown aus. Scholz verwies auf die relativ hohe Impfquote in Deutschland und betonte, ein Lockdown komme für ihn «nicht in Betracht». Normalität wie früher werde es aber noch nicht geben. Vorsichtsmassnahmen seien weiter angebracht.
Alle drei Kandidaten sprachen sich dafür aus, vorerst weiterhin an der Maskenpflicht etwa im öffentlichen Nahverkehr festzuhalten.
Kritik an Regierung wegen Afghanistan
Mit Blick auf die Lage in Afghanistan übte Laschet scharfe Kritik auch an der Bundesregierung. Die Entwicklung sei «ein Desaster», für den Westen insgesamt, aber auch für die Bundesregierung.
Auch Baerbock kritisierte die Bundesregierung. Sie habe sich weggeduckt. Scholz sagte, die Bundeswehr habe in der Zeit einer schwarz-gelben Regierung zu wenig Geld bekommen. Unter ihm habe es den «grössten Aufwuchs» gegeben.
Fünf mögliche Dreierbündnisse
Einer aktuellen Umfrage zufolge hält der Höhenflug der SPD an, während die Union weiter an Rückhalt verliert. Im Sonntagstrend, den das Meinungsforschungsinstitut INSA für «Bild am Sonntag» erhebt, gewinnen die Sozialdemokraten zwei Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche hinzu und kommen nun auf 24 Prozent – das höchste Ergebnis im Sonntagstrend seit September 2017.
Die Union hingegen verliert einen Punkt und kommt auf 21 Prozent. Das ist der niedrigste Wert, den INSA jemals für die Union gemessen hat. Die Grünen bleiben in der Umfrage stabil bei 17 Prozent, die FDP kommt weiter auf 13 Prozent. AfD (elf Prozent) und Linke (sechs Prozent) verlieren jeweils einen Punkt. Die sonstigen Parteien würden acht Prozent der Stimmen auf sich vereinen können.
Damit wären fünf Dreierbündnisse möglich: Vier mit einem Kanzler Olaf Scholz und eines mit einem Kanzler Armin Laschet. Die SPD hätte im Bundestag Mehrheiten mit einem Ampel-Bündnis (SPD, Grüne, FDP), einer Deutschland-Koalition (SPD, CDU/CSU, FDP), einer Kenia-Koalition (SPD, CDU/CSU, Grüne) und einem rot-rot-grünen Bündnis (SPD, Grüne, Linke). Die Union könnte nur mit einem Jamaika-Bündnis (CDU/CSU, Grüne, FDP) die eigene Kanzlerschaft retten.