«Zustimmung für Laschet auf Tiefstand», so die Schlagzeile dieser Tage. Von einem «gewaltigen Knick» und einem «heftigen Dämpfer für Laschet» ist die Rede, gar von «Absturz». Es war keine gute Woche für den CDU-Kanzlerkandiaten.
Dabei scheinen seine politischen Inhalte kaum eine Rolle zu spielen – die kleinen und grösseren Patzer sind es, die Armin Laschet Stimmen kosten. Sein Krisenmanagement in der Flutkatastrophe sei zu lasch gewesen, seine Auftritte im betroffenen Gebiet unprofessionell, und auch er soll in seinem Buch, das schon vor Jahren erschien, abgeschrieben haben.
Und so rutscht Laschet, der noch vor kurzem in Umfragen vorne lag, weit nach hinten in der Beliebtheit. Ein Muster, das bereits die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock traf. Nach ihrer Nominierung im Frühling so beliebt, dass manche sie bereits ins Kanzleramt träumten, brachten ein korrigierter Lebenslauf und Plagiatsvorwürfe den Traum innerhalb weniger Tage zum Platzen.
Fehler statt Fakten
Laschet lacht öffentlich in einem unpassenden Moment, Baerbock rutscht nach einer verpatzten Rede ein lautes «Scheisse» heraus, Laschet trägt im Schlamm die falschen Schuhe, Baerbock verwechselt zwei Regionen in ihrem Bundesland Brandenburg. Es sind Fehler statt Fakten, die diesen Wahlkampf bestimmen.
Dabei geht es um eine der wichtigsten Wahlen, die Deutschland je zu treffen hatte. Die Herausforderungen sind gross und zahlreich: angefangen beim Klimawandel, über Corona bis hin zu gewaltigen Defiziten in der Digitalisierung, der Verwaltung, der Bildung, der Pflege, dem Rentensystem und der öffentlichen Infrastruktur.
Wer sich zuerst bewegt, hat verloren
Und doch wird kaum über Inhalte gesprochen. Statt Akzente zu setzen, agieren Laschet und Baerbock aus der Defensive heraus, müssen sich immer wieder öffentlich entschuldigen. Mittlerweile scheint die Mikado-Regel zu gelten: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Hauptsache, keine Fehler mehr.
Der lachende Dritte dabei ist Olaf Scholz, SPD-Vizekanzler und Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten. Er, den die eigene Partei nicht als Chef wollte und stattdessen zwei Hinterbänkler wählte, er, der wegen seiner staubtrockenen und zuweilen arrogant wirkenden Art den Spitznamen «Scholzomat» trägt, liegt in Umfragen plötzlich vorn.
Weder Antworten noch ein starker Kandidat
Doch so wenig dieser Wahlkampf einer um Inhalte ist, so wenig ist er einer um Köpfe, auch wenn die SPD alles dafür tut, ihre Kampagne voll und ganz auf Scholz auszurichten. Es nützt alles nichts: Die Sozialdemokraten kommen kaum vom Fleck.
Noch frappierender ist, dass die Grünen nicht mehr profitieren, obwohl Extremwetter mitten in Deutschland und in ganz Europa ihr Kernthema, den Klimawandel, mit Vehemenz auf die Agenda rücken und die CDU weder überzeugende Antworten findet noch mit einem starken Kandidaten punkten kann.
Und so bleibt der Wahlkampf – mitten in der heissen Phase – höchstens lauwarm. Deutschland hätte mehr verdient.